Überleben in Mayombe

Kategorien: Ausgabe 61, Regenwald, Schutzmaßnahmen, Sonstige Länder, Sonstige Schutzgebiete, Westliche Flachlandgorillas

Vorgeschlagene Ausdehnung und Zonierung (A, B, C) des Maiombe-Nationalparks in Cabinda (A: Kernzone; B: Pufferzonen mit beschränkter nachhaltiger Nutzung; C: Übergangszone, in der beschränkte nachhaltige Nutzung mit wirtschaftlichen Aktivitäten verbunden wird) (© Angela Meder nach einer Vorlage von Tamar Ron und Topogis)

Der Mayombe-Wald zieht sich von Gabun im Norden durch die Republik Kongo bis in die Demokratische Republik Kongo und somit auch durch die angolanische Provinz Cabinda, eine Enklave zwischen den beiden letztgenannten Staaten. 2011 wurde in Cabinda der Maiombe-Nationalpark geschaffen, der mit 1930 km² einen großen Teil des Mayombe-Walds in Cabinda einnimmt. Seine Vegetation besteht vornehmlich aus tropischem Regenwald, hinzu kommen Galeriewälder an Wasserläufen und trockenere Bereiche. Er beherbergt eine vielfältige Fauna: von Westlichen Flachlandgorillas und Schimpansen über Waldelefanten und Waldbüffel bis hin zu Schuppentieren, Graupapageien und vielen weiteren Arten.

In den Dörfern auf dem Gebiet des Nationalparks leben etwa 56 000 Menschen, die meisten davon arm und ohne Zugang zu Berufsbildung bzw. Arbeit. Die meisten Männer bestreiten den Lebensunterhalt für ihre Familien durch Jagd auf Wildtiere sowie Fischen und Nutztierhaltung in geringem Umfang. Für den Ackerbau werden Waldflächen abgeholzt. Die Kleinstädte Buco Zau und Belize sind stark gewachsen, und seit sich Bergbau- und Holzunternehmen für die Gegend interessieren, werden ganze Waldstücke gerodet und Straßen sowie andere Infrastruktur angelegt. Damit verstärkt sich der Druck auf den Wald und seine natürlichen Ressourcen. Mensch-Wildtier-Konflikte sind auf landwirtschaftlich genutzten Flächen vorprogrammiert, und der illegale Handel mit Wildtieren hat zugenommen.

Um den negativen Auswirkungen zu begegnen, hat man in Cabinda im Jahr 2000 einen Vorstoß unternommen, der zur Gründung der Mayombe Transfrontier Intiative geführt hat, einem grenzüberschreitenden Schutzvorhaben, das 2009 von den Umweltministern Angolas, der Republik Kongo und der Demokratischen Republik Kongo unterzeichnet wurde und dem sich 2013 auch Gabun angeschlossen hat. Im gleichen Jahr wurde ein gemeinsamer Strategieplan von den Regierungen der vier Staaten, die sich das Ökosystem Mayombe-Wald teilen, angenommen. Außerdem hat man den auf angolanischem und kongolesischem Gebiet gelegenen Bereich des Mayombe-Walds im Regionalen Aktionsplan zur Erhaltung der Westlichen Flachlandgorillas und Schimpansen 2015-2025 (IUCN 2014) als besonders schützenswert eingestuft.

Aufgrund der in Angola über Jahrzehnte immer wieder aufflackernden bewaffneten Konflikte und der damit einhergehenden reduzierten Waldnutzung befindet sich in Cabinda nun eine "Insel" aus relativ intaktem Wald zwischen stark abgeholzten Gebieten in den Nachbarländern. Die Erhaltung dieses angolanischen Mayombe-Waldsbereichs hat daher nicht nur regionale und nationale, sondern auch globale Bedeutung. Da der Seehafen von Cabinda derzeit ausgebaut und ein neuer Tiefwasserhafen (Port of Caio) angelegt wird, ist allerdings zu befürchten, dass er in Zukunft auch genutzt wird, um illegal Wildtiere von Cabinda aus zu verschiffen.

Am offiziellen Sitz der Nationalparkverwaltung in Mbuco Mabele nahe Buco Zau und in den beiden Posten in Inhuca and Bata Linhuca sind derzeit 15 Personen beschäftigt, die meisten als Parkranger - weit weniger als man braucht, um den Park ausreichend zu schützen (dafür wären 50-100 qualifizierte Mitarbeiter nötig). Die Ranger patrouillieren, sammeln Informationen, bringen Verstöße gegen die Schutzbestimmungen zur Anzeige und führen Aufklärungskampagnen in der Bevölkerung durch. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Unterbinden der Jagd zu kommerziellen Zwecken und der Verhinderung von Handel mit bedrohten Arten. Seit 2013 wurden mit behördlicher Unterstützung mehrere Dutzend Graupapageien, um die 15 Schimpansen, drei junge Gorillas und ein Elefantenkalb konfisziert.

Die konfiszierten Affen wurden bislang in Auffangstationen der Nachbarländer untergebracht. Inzwischen hat man erste Schritte unternommen, um auch in Cabinda eine solche Station einzurichten; das Jane Goodall Institute wird dabei technische Expertise wie auch praktische Unterstützung bei der langfristigen Betreuung der Tiere leisten. Das Vorhaben ist Teil des 2019 verabschiedeten Management-Plans für den Maiombe-Nationalpark, der noch weitere Projekte vorsieht, teils mit zusätzlichen Partnerorganisationen. Insgesamt zielt er auf die Reduzierung der bekannten Bedrohungen ab und will dabei die lokalen Gemeinden einbinden, indem die Menschen alternative Verdienstmöglichkeiten erhalten. Auf diese Weise hofft man, trotz aller Widrigkeiten die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die tierischen und menschlichen Bewohner des Waldgebiets auf Dauer koexistieren können.

Tamar Ron

Es gibt in den einzelnen Ländern unterschiedliche Schreibweisen für dieses Gebiet: Maiombe heißt es in Angola, Mayombe in der Republik Kongo und der Demokratischen Republik Kongo (sowie in der Transfrontier Initiative) und Mayumba in Gabun.