Kameras in Loango

Kategorien: Ausgabe 50, Bestandsaufnahme, Sonstige Länder, Sonstige Schutzgebiete, Westliche Flachlandgorillas, Gorilla Journal

Kamerafalle (© Josephine Head)

Kamerafalle (© Josephine Head)

Möglichst genaue Bestandsdaten sind die Grundlage für die Planung und Kontrolle von Schutzstrategien. Doch Methoden wie Erhebungen an Transekten mit genetischen Proben, Lautkartierungen oder direkte Beobachtungen stellen Wissenschaftler besonders in dichten Wäldern vor große Herausforderungen. Und bei manchen Fragestellungen helfen die aufwendig gewonnenen Daten wenig.

Aus diesem Grund gewinnt der Einsatz von Kamerafallen immer mehr Bedeutung. Sie sind zuverlässig, relativ günstig und selbst langfristige Untersuchungen lassen sich mit geringem Aufwand durchführen. Sie werden zunehmend auch für ökologische Studien verwendet, etwa um Aktivitätsmuster, Nahrungsaufnahme, innerartliche Konkurrenz oder Sozialstrukturen zu bestimmen.

Genau für solche Untersuchungen setzen wir im Loango-Nationalpark, Gabun, seit 2009 Kamerafallen in einem Gebiet ein, in dem Westliche Flachlandgorillas und Zentralafrikanische Schimpansen habituiert werden. Neben den beiden Arten erforschen wir auch den Bestand der Waldelefanten. Beobachten konnten wir aber 19 Arten und hätten leicht auch Informationen über Leoparden, Waldbüffel oder Sitatungas sammeln können.

Im Rahmen der Studie haben wir 45 Kamerafallen auf einem 60 km² großen Gebiet verteilt. Die Kameras wurden in einem Raster von 1 km² großen Quadraten aufgestellt. Umherstreifende Tiere lösen Aufnahmen rund um die Uhr über Bewegungsmelder aus. Alle zwei Wochen überprüfen wir die Kameras, tauschen Batterien aus, erneuern Trocknungsmittel und kontrollieren die Linsen. Mittlerweile haben wir 1045-mal Schimpansen, 471-mal Gorillas und 2237-mal Waldelefanten mit Kameras einzeln aufgenommen.

Wir wollten auf diesen Bildern aber auch einzelne Tiere anhand individueller Merkmale identifizieren. Bei den Schimpansen und Elefanten könnten wir 42 bzw. 43 % der Individuen eindeutig erkennen. Bei Gorillas ist die Zuordnung schwieriger. Das Fell und die Ohren sind weniger individuell gestaltet und die Überaugenwülste verdunkeln oft die Gesichter, sodass wir nur 22 % der Tiere eindeutig wiedererkennen. 123 Schimpansen, 52 Gorillas und 139 Elefanten können wir mittlerweile zweifelsfrei unterscheiden. Mit einem speziellen Computerprogramm, der SECR-Methode, werden Bestandsdichte, Geschlechterverhältnis, Gruppenzusammensetzung und Revierverhalten der Arten ermittelt. 

Die Studie belegt, dass SERC eine effektive und zuverlässige Methode zur Bestimmung der Bestandsdichte von Schimpansen und Elefanten ist. Selbst die Daten bei Gorillas sind so gut, dass wir die Methode auch für sie empfehlen können. Sie eignet sich ebenfalls dazu, Daten zur Populationsdynamik von Großsäugern zu erheben und kann standardisierte Populationszahlen liefern, die Vergleiche zwischen Regionen ermöglichen. Damit ist sie sehr interessant für das Management von Schutzgebieten, denn solche Informationen benötigen Entscheidungsträger und Naturschutzmanager dringend.

Josephine Head, Christophe Boesch, Martha M. Robbins, Luisa Rabanal, Loïc Makaga und Hjalmar Kühl