Virunga-Gorilla-Zählung 2010

Kategorien: Ausgabe 40, Bestandsaufnahme, D. R. Kongo, Mikeno-Sektor, Berggorillas, Gorilla Journal

Augustin Basabose mit einem Assistent bei der Zählung

Augustin Basabose mit einem Assistent bei der Zählung (© Augustin Basabose)

An der Bestandsaufnahme der Virunga-Gorillas, die insgesamt 2 Monate dauerte, habe ich 10 Tage lang teilgenommen. Die letzte Bestandsaufnahme hatte 2003 stattgefunden; eine neue Zählung war längst überfällig. Schon vor 2 Jahren war eine neue Bestandsaufnahme geplant, aber sie konnte wegen der Sicherheitsprobleme im Kongo nicht durchgeführt werden. Hier möchte ich beschreiben, wie ich diese Zählung auf den Virunga-Vulkanen erlebt habe. Das Gebiet wurde zunächst in mehrere Sektoren eingeteilt, und in jedem Sektor war ein Team aktiv. Ich gehörte zu einem Team im Kongo. Am 15. März kamen wir im Bukima-Wildhüterposten am Rand des Virunga-Nationalparks an und verbrachten die Nacht dort, bevor wir zu der über 3 Stunden langen Wanderung zum Mwinaniro-Camp aufbrachen. Dieses Camp liegt mitten im Wald. Von dort aus sollten wir unsere Zählung vornehmen. Nachdem wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten, teilten wir uns in zwei Gruppen mit je 5 Personen, um mit der Arbeit in dem uns zugewiesenen Gebiet anzufangen. Jedes Team schlug eine vorgegebene Route ein, wobei wir Pfade von Elefanten, Büffeln oder Fährtensuchern benutzten, bis wir auf eine frische Gorillaspur trafen. Dieser folgten wir bis zum Übernachtungsplatz, wo wir die Nester zählten und die Zusammensetzung der Gruppe festhielten. Außerdem sammelten wir in jedem Nest Kotproben für die DNA-Analyse und eine parasitologische Untersuchung. Eine Gorilla-Bestandsaufnahme ist sehr spannend, aber auch sehr anstrengend. Man erlebt dabei großartige Ausblicke von den Virunga-Vulkanen, muss aber richtig fit sein, um auf der Suche nach Gorillanestern die Berge hinauf- und wieder hinunterzuklettern. Wir benutzten Kompasse, Karten und GPS-Geräte, um ständig unsere genaue Position zu bestimmen. Jeden Tag brachen wir früh am Morgen auf, durchkämmten große Gebiete und kamen spätabends völlig erschöpft zurück. Auf unseren Märschen machten wir Bekanntschaft mit scharfen Dornen, Brennnesseln, aggressiven Ameisen und Büffeln oder Elefanten, die uns den Weg versperrten. Die Virunga-Vulkane sind sehr trocken; es gibt wegen des porösen Gesteins nur wenige Bäche und Tümpel. Selbst in der Regenzeit hält sich das Wasser nur in wenigen kleinen Sumpfgebieten. Man muss deshalb genug Wasser mitnehmen und sehr sparsam damit umgehen. Die Fährtensucher haben jedoch Methoden entwickelt, bei einem längeren Aufenthalt auf den Bergen ihren Durst auf andere Weise zu löschen. In der Regenzeit wird oft Wasser in Bambusstengeln gespeichert; die Männer erkennen, welche Stengel das sind, machen dort einen gezielten Schnitt mit ihrer Machete und trinken das austretende Wasser. Während des 10-tägigien Aufenthalts im Wald zählten die beiden Teams unseres Camps 4 Gorillagruppen. Die genaue Zusammensetzung jeder Familie muss noch durch die DNA-Analyse bestätigt werden. Das Ergebnis der gesamten Zählung wird dann vom IGCP und seinen Partnern (ICCN, RDB, UWA, DFGFI, MGVP, MPI) veröffentlicht.

Augustin K. Basabose