Kleinbergbau führt zu Abholzung

Kategorien: Ausgabe 70, Regenwald, Abbau von Bodenschätzen, D. R. Kongo

Camp von Minenarbeitern an der Grenze des Parks (© Paulin Wilondja-As-Ngobobo)

In der Demokratischen Republik Kongo liegen etwa 60 % des zweitgrößten Regenwaldes weltweit; außerdem ist das Land eines der mineralreichsten der Welt. Diese Rohstoffe werden größtenteils durch Kleinbergbau gewonnen, der eine der wichtigsten Einkommensquellen im Ostkongo darstellt. Die Entdeckung solcher Bodenschätze im Regenwald lockt eine Vielzahl von Menschen an und führt zur Abholzung der Flächen, die für die Bergbautätigkeit benötigt werden. Dazu werden Flächen im weiteren Umfeld entwaldet, um Siedlungen für die Arbeiter und ihre Familien sowie Felder anzulegen.

Mit einem speziellen Ansatz ermittelten Forscher verschiedener Institutionen, wie der Kleinbergbau die Dynamik der Regenwaldabholzung beeinflusst. Dazu wurden Landnutzungsdaten ausgewertet, die die Entstehung von 255 Minen im Ostkongo zwischen 2001 und 2020 dokumentierten. Aus ihnen ergab sich, dass der Kleinbergbau innerhalb eines Radius von 5 km um die Abbaugebiete die Zerstörung von Regenwald auslöst. Jedem Hektar, der für den Bergbau abgeholzt wurde, standen weitere 28,4 ha gegenüber, die innerhalb von 10 Jahren für andere Landnutzung abgeholzt wurden. Dazu gehören das Anlegen landwirtschaftlicher Nutzflächen auf 21,8 ha sowie die Siedlungen auf 4,73 ha.

Die Abholzungsrate wurde von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Begünstigt wurde sie von der Zugänglichkeit, der Eignung der Flächen für Landwirtschaft sowie der Nähe zu Flüssen. Zudem gab es einen positiven Zusammenhang zwischen Konflikten und Waldverlust. Auch die Dichte des Regenwaldes beeinflusste dessen Zerstörung: Bei Bergwerken in lichterem Regenwald war die Abholzung durch Siedlungen vergleichsweise hoch, Minen in dichtem Wald führten zu hoher Abholzung für Landwirtschaft.

Viele Studien zeigten bereits einen Zusammenhang zwischen Regenwald-Abholzung und Zugänglichkeit sowie landwirtschaftlicher Eignung der Waldflächen. Die neue Studie wies zudem Abholzung auch in weniger zugänglichen, intakten Bereichen des Regenwalds im Umfeld von Minen nach. Ursache dafür ist die Anlage von Feldern; sie erfolgt unabhängig von bestehenden dörflichen Strukturen. Dadurch können bisher unberührte Waldkomplexe im Ostkongo fragmentiert werden, was das Ökosystem sowie die Biodiversität langfristig beeinträchtigt.

Der Kleinbergbau ist als wichtige Einkommensquelle in ländlichen Regionen mit wenigen Beschäftigungsmöglichkeiten entstanden und trägt maßgeblich zur Existenzsicherung und Armutsreduzierung in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara bei. Solange es keine Alternativen gibt und solange die globale Nachfrage nach Rohstoffen besteht, wird der Kleinbergbau weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Um den Regenwald zu schützen, müssen Strategien entwickelt werden, die die Lebensumstände der lokalen Bevölkerung verbessern.

Zusammenfassung von
Ladewig, M., Angelsen, A., Masolele, R. N. & Chervier, C. (2024): Deforestation triggered by artisanal mining in eastern Democratic Republic of the Congo. Nature Sustainability 7, 1452-1460