Das Kisimba-Ikobo-Reservat
Kategorien: Ausgabe 70, Schutzmaßnahmen, D. R. Kongo, Sonstige Schutzgebiete, Grauergorillas
In Afrika hat der Artenschutz eine lange Geschichte. Traditionell wurden Tiere und Pflanzen aus Respekt vor alten Bräuchen oder aus religiösen Gründen geschützt. In der Demokratischen Republik Kongo reicht der Naturschutz bis in die Zeit des belgischen Königs Leopold II. zurück. Der erste Nationalpark, der dort unter der Kolonialherrschaft gegründet wurde, war der Virunga-Nationalpark.
In den 2000er-Jahren wurden zum Schutz der Gorillas und Schimpansen von Einwohnern der Orte Kisimba und Ikobo das Bakumbule-Primatenreservat gegründet und 4 Jahre später das Kisimba-Ikobo-Primatenreservat (RPKI). Es umfasst eine Fläche von 1370 km², besitzt noch über 85 % Primärwald und beheimatet Grauergorillas, Schimpansen und andere Affenarten.
Durch die unsichere Lage und die Abgeschiedenheit einiger Regionen kennen wir die aktuelle Verbreitung der Grauergorillas nicht genau. Eine umfassende Erfassung ihres Bestands ist im Moment nicht möglich. An einigen Orten wurde aber Vorarbeit geleistet und die Grauergorilla-Populationen im Tayna-Reservat, südlich von Maiko, in Usala, Walikale und Itombwe wurden dokumentiert.
Das Kisimba-Ikobo-Primatenreservat wird allein von den Gemeinden verwaltet und steht seit dem Wegfall der Unterstützung von Conservation International (finanziert durch Disney) vor großen Problemen. Bei der letzten Bestandsaufnahme von 2015 lebten etwa 845 Gorillas im RPKI. Um sie zu schützen, arbeiten Freiwillige aus den Gemeinden ehrenamtlich und kämpfen mit fehlenden Mitteln, Mangel an Arbeitsmaterial, Schwierigkeiten mit dem Transport des Teams und nicht nutzbaren Patrouillenposten.
Hinzu kommt, dass aktuell einige lokale Organisationen versuchen, die Bevölkerung gegen das Schutzgebiet aufzubringen und die Arbeit der freiwilligen Ranger sabotieren. Ihr Ziel ist es, Konzessionen für Holzeinschlag innerhalb des Reservats zu bekommen - in einem Schutzgebiet, das von der Regierung anerkannt ist. Deshalb schrieben die traditionellen Chefs und Landbesitzer im Dezember 2024 einen Brief an den Gouverneur der Provinzbehörde Nord-Kivu, in dem sie darum bitten, das Schutzgebiet zu erhalten und zu verhindern, dass Waldkonzessionen innerhalb des RPKI vergeben werden.
Leider hatten diese Aktionen bereits negative Auswirkungen auf die Gorillas und es wurden mehrere Fälle von Wilderei und illegaler Waldnutzung gemeldet. In Mwehu wurde ein Gorilla-Silberrücken von Wilderern getötet, dazu mehrere Schimpansen in Kahuwe, Kampongo und Tuwa/Ihabura; in den Dörfern Pety, Kiriba, Mpombi und Kakanga wurde Wald zerstört. Außerdem beschlagnahmten die Gemeinde-Ranger bei den Wilderern 6 Schuppentiere, 4 Affen, einen Ducker und einen Nashornvogel.
Im Primatenreservat Kisimba-Ikobo führen aktuell nur Freiwillige aus den lokalen Gemeinden Naturschutzmaßnahmen durch. Sie brauchen dringend finanzielle und technische Unterstützung für Bestandsaufnahmen und Gorilla-Monitoring, um die Biodiversität des Reservats zu erhalten. Außerdem benötigen die Mitarbeiter Schulungen, und für die lokale Bevölkerung müssen Sensibilisierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Um die Akzeptanz des Reservats zu sichern, sind Entwicklungsmaßnahmen für die Anrainergemeinden mit schnellen, sichtbaren Wirkungen dringend notwendig.
Papy Mahamudi Kabaya Eustache