Zwei Gorilla-Pioniere

Kategorien: Tourismus, Ausgabe 52, Geschichte, Östliche Gorillas, Gorilla Journal

Links: Adrien Deschryver bei der Gorilla-Habituierung im Kahuzi-Biega-Nationalpark; rechts: Dian Fossey bei der Habituierung im Vulkan-Nationalpark (© John Kahekwa Munihuzi)

Durch meinen Einsatz im Tourismus und bei der Habituierung der Grauergorillas im Kahuzi-Biega-Nationalpark verfüge ich über mehr als 33 Jahre Erfahrung mit Gorillas. Als Neffe der Frau von Adrien Deschryver, des Mitbegründers des Kahuzi-Biega-Parks, konnte ich seit frühester Kindheit viel lernen.

Zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten wurden durch ihre Annäherung an die Östlichen Gorillas in den 60er-Jahren bekannt. Ich spreche von dem Belgier Adrien Deschryver und der Amerikanerin Dian Fossey. Zeit meines Lebens habe ich beide bewundert für ihre Entschlossenheit und begeisternde Eigeninitiative bei der Kontaktaufnahme mit wilden Gorillas. Adrien Deschryver tat dies für den Tourismus in Kahuzi-Biega. Begleitet wurde er täglich von zwei Pygmäen-Fährtenlesern. Sie spürten die erste Gorillagruppe auf; deren Leiter nannte Deschryver "Casimir".

Dian Fossey hatte das Ziel, eine Forschungsstation einzurichten, und besuchte, ebenfalls begleitet von einheimischen Fährtenlesern, den Vulkan-Nationalpark in Ruanda. Dort näherte sie sich mehreren Gorillagruppen. Zur "Gruppe 4" gehörte ein männlicher Gorilla, den sie später "Digit" taufte.

Bei Erstkontakt mit Menschen reagieren wilde Gorillas mit Imponiergehabe. Fossey und Deschryver brachten die Tiere durch ihr Verhalten schließlich dazu, die Anwesenheit von Menschen in ihrem Lebensraum zu dulden. Allerdings benutzten sie ganz unterschiedliche Methoden. Während Deschryver immer vor Casimir stehen blieb, in seine Augen blickte und zu ihm sprach, kniete Fossey sich vor Digit hin, schaute zur Seite, um direkten Blickkontakt zu vermeiden, und sprach nicht. Doch gab es auch Parallelen. So trommelten sich beide in Anwesenheit der Gorillas auf die Brust und aßen Blätter.

Von Fosseys und Deschryvers fantastischer Arbeit profitierte die Forschung, und für die beiden Länder wurde der Gorillatourismus eine wichtige wirtschaftliche Ressource. In Zukunft werden hoffentlich auch die umliegenden Gemeinden stärker davon profitieren.

Dian Fossey wurde 1985 von Unbekannten ermordet. Beerdigt wurde sie in der Karisoke-Forschungsstation. Adrien Deschryver starb 1989 an einem Herzinfarkt und wurde im Tshivanga-Hauptquartier beerdigt. Digit wurde 1977 von Wilderern ermordet und ebenfalls in Karisoke beerdigt. Casimir starb 1975 in hohem Alter nach einem schweren Kampf mit einem jüngeren Gorillamann seiner Gruppe. Sein Leichnam wurde zum Forschungszentrum Lwiro gebracht, wo sein Skelett aufbewahrt wird.

John Kahekwa Munihuzi