Ein Gorilla kommt zur Welt und stirbt

Kategorien: Ausgabe 65, D. R. Kongo, Mt. Tshiaberimu, Grauergorillas

Wieder ist ein Gorilla am Mt. Tshiaberimu geboren worden; allerdings lebte das Baby nur kurz. (© Katsuva Wasukundi/ICCN)

Ob die Mount-Tshiaberimu-Gorillas überleben können, wurde mehr als zehn Jahre lang von Menschenaffen-Fachleuten kontrovers diskutiert. Einige gingen davon aus, dass diese Gorillas kurz vor dem Aussterben ständen und dass sich der Bestand nicht mehr erholen könne. Tatsächlich hatte das Gorilla-Monitoring lange keine Geburten nachgewiesen, stattdessen einen drastischen Rückgang der Gorillazahl zwischen 2009 und 2018: Sie sank von 13 auf 6. 2018 wurde ein Gorilla geboren und starb wenige Tage später. Im Jahr 2019 verschwand ein Tier, was die Zahl der Gorillas auf 5 reduzierte.

Damals, als wir schon nicht mehr auf das Überleben der Population hofften, brachte ein Gorilla - Mwengeshali - ein Baby zur Welt. Es erhielt den Namen Espoir (Hoffnung). Mwengeshali gebar Ende 2021 ein weiteres Kind. Die Hoffnung war zurück, aber die Zweifel waren noch nicht verschwunden; eine einzige fruchtbare Frau kann einfach keine überlebensfähige Population aufbauen.

Die kleine Gorillapopulation am Tshiaberimu (auch Tshiabirimu genannt) besteht jetzt aus 7 Individuen: 2 Silberrückenmännern, 3 Frauen und 2 Jungtieren. Wie wir im letzten Gorilla-Journal schrieben, "hoffen wir, dass Mwengeshali noch viel Nachwuchs zur Welt bringen wird und die anderen Frauen ihr nacheifern." Wir mussten nicht lange warten: Am 11. Juni 2022 um 8 Uhr Ortszeit beobachteten Fährtenleser die Geburt eines Gorillas durch Ndekesiri. Es war ihre erste Geburt. Leider blieb die Nabelschnur an Ästen hängen und riss - das Baby starb.

Was bedeutet diese Geburt?

Hier meine Ansicht, die eventuell nicht alle teilen werden: Die Nachricht von der Geburt eines weiteren Kindes durch eine andere Gorillafrau lässt uns hoffen. Denn nun wissen wir, dass auf dem Tshiaberimu mindestens zwei fortpflanzungsfähige erwachsene Gorillafrauen leben. Espoir ist ebenfalls weiblich und inzwischen eine Jugendliche; mit ihr gibt es nun vier weibliche Gorillas auf dem Tshiaberimu. Da etwa ein Drittel der Gorillas in den ersten Lebensjahren stirbt, ist der Tod des neugeborenen Gorillas nicht außergewöhnlich. Immerhin wissen wir jetzt, dass auch Ndekesiri zur Erhaltung der bedrohten Population beitragen kann.

Wir sind neugierig auf das Geschlecht von Mwengeshalis neuem Kind Kavango und beobachten Ndekesiri mit großem Interesse. Im Allgemeinen dauert es nicht lange, bis eine Gorillafrau, die ihr Baby verloren hat, wieder paarungsbereit wird.

Claude Sikubwabo Kiyengo