Korridor in Gefahr

Kategorien: Ausgabe 36, Schutzmaßnahmen, D. R. Kongo, Kahuzi-Biega, Grauergorillas, Gorilla Journal

Bedrohung des Korridors

Bedrohung des Korridors (© Angela Meder, nach einer Karte von WWF/ICCN/BEGO)

Ein Korridor verbindet den Hochlandteil mit dem Tieflandteil des Kahuzi-Biega-Nationalparks. Dieser Korridor wurde unter Schutz gestellt, damit die im Park lebenden Tiere zwischen den verschiedenen Gebieten wandern können. So sollen Inzuchtprobleme bei den Populationen verhindert werden.

Seit dem Jahr 1990 ist es um den Verbindungskorridor des Parks nicht gut bestellt. Mit Erlaubnis einiger staatlicher Stellen haben sich Bauern im Parkgebiet angesiedelt und Konzessionen zum Abbau der wertvollen Bodenschätze wurden vergeben. Der Bürgerkrieg im Jahr 1996 machte das Gebiet des Waldkorridors zum Versteck bewaffneter Banden, die den Wald zerstörten, die Flüsse verunreinigten und Wildtiere jagten. Heute sind schätzungsweise 60% der natürlichen Vegetation im Korridor zerstört. Die illegal im Park lebenden Bauern und Bergarbeiter machen außerdem in den umliegenden Dörfern Stimmung gegen den Park und seine Verwaltung, so dass sich die Beziehung zwischen der Bevölkerung und den Parkmitarbeitern deutlich verschlechtert hat. Da sich noch immer bewaffnete Banden im Parkgebiet aufhalten, ist es den Wildhütern derzeit leider auch nicht möglich, Patrouillen im Gebiet des Korridors durchzuführen.

Im Jahr 2000 versuchten Parkmitarbeiter, einen Teil des illegal besetzten Gebiets zurückzugewinnen und die Parkgrenzen zu markieren. Daraufhin wurde das Team in der Nacht überfallen und 10 Parkmitarbeiter wurden getötet.

Die Besetzung des Korridors könnte weitreichende Folgen für den Park und das ganze Land haben:

  • Verlust des Weltnaturerbe-Status, falls geschützte Tierarten wie die Gorillas aus dem Park verschwinden,

  • Verlust der finanziellen Unterstützung des Parks durch Naturschutzorganisationen,

  • Imageverlust der Demokratischen Republik Kongo auf internationaler Ebene,

  • Verlust von Arbeitsplätzen (mehr als 200 Personen arbeiten für den Park),

  • Verlust der Artenvielfalt.

Auf lokaler Ebene wurde bereits versucht, verschiedene Maßnahmen zur Rettung des Korridors durchzuführen. Die Parkverwaltung organisierte mehrere Treffen zur Lösung der Konflikte mit der Bevölkerung. Dazu wurden drei Kommissionen gegründet, die vor Ort die Grenzen des Parks bestimmten und markierten. Finanzielle Mittel wurden bereitgestellt, um die Entwicklung der Dörfer am Rand des Parkgebiets zu unterstützen und der Bevölkerung zu helfen. Die zuständigen Behörden wurden über die Situation im Waldkorridor informiert und auf Betreiben des ICCN wurden 12 der illegalen Grundstücksverträge annulliert. Inzwischen sind die Grundstücke allerdings wieder an mächtige Geschäftsleute vergeben worden. Offenbar sind diese der Ansicht, dass für sie die Gesetze nicht gelten.

Um den Korridor auf lange Sicht zu retten, sind dringende Maßnahmen nötig. Auf nationaler Ebene:

  • Die Regierung muss klar Position beziehen, was den Schutz des Korridors angeht.

  • Die Konzessionen für Grundstücke innerhalb des Parkgebiets müssen endgültig annulliert werden.

  • Die illegalen Siedler müssen das Parkgebiet verlassen.

  • Alle staatlichen Stellen, die für die Belange des Korridors zuständig sind, müssen zusammenarbeiten.

  • Die Belange des Parks müssen mit staatlicher und militärischer Hilfe vertreten werden.

  • Das ICCN muss in den Sicherheitsrat der Provinz aufgenommen werden.

  • Die Grenzen des Nationalparks müssen markiert werden.


Auf internationaler Ebene:

  • Da der Kahuzi-Biega-Nationalpark Teil des Weltnaturerbes ist, sollten die MONUC-Truppen mit der Befreiung des Korridors und dem Schutz des Parks beauftragt werden.

  • Den Parkmitarbeitern müssen Kontrollflüge über das Parkgebiet ermöglicht werden, damit sie sich über den aktuellen Zustand des Korridors informieren können.

Alarmiert durch die Hilferufe der Parkmitarbeiter traf sich im März dieses Jahres ein Team aus Vertretern der Ministerien für Grundbesitz und Tourismus sowie des Militärs, um sich vor Ort ein Bild vom Zustand des Waldkorridors zu machen. Dabei versprachen die offiziellen Stellen, Entscheidungen zum Schutz des Parks zu treffen. Allerdings müssen den Versprechen nun auch rasch Taten folgen, damit der Korridor gerettet werden kann.


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