Der Einfluss von Touristen auf Berggorillas

Kategorien: Ausgabe 67, Tourismus, Verhalten, Mensch & Gorilla, Uganda, Bwindi, Berggorillas

Junger Berggorilla einer an Menschen gewöhnten Gruppe (© Raquel F. P. Costa)

Gorilla-Tourismus hat nicht nur eine Schlüsselrolle dabei gespielt, dass sich die Berggorilla-Populationen erholt haben, sondern er hat auch anderen dort lebenden Arten und den lokalen Gemeinden Vorteile gebracht. Er birgt jedoch auch Gefahren, beispielsweise die Übertragung von Krankheiten von Menschen auf Gorillas, erhöhten Stress und Verhaltensänderungen der Tiere. Aus diesem Grund hat die IUCN umfassende Richtlinien für den Menschenaffen-Tourismus formuliert. Diese beinhalten das Verbot von Besuchen für Personen mit Krankheitsanzeichen, Begrenzung der Besucherzahl auf 8 Personen (6 Touristen, 2 Führer) je Gorillagruppe, Einhaltung eines Mindestabstands von 7 m zu den Gorillas und Beschränkung der Besuchsdauer auf eine Stunde. Aber werden diese Regeln eingehalten? Und wie reagieren die Gorillas auf die Besucher? 

Wir wollten die Änderungen im Verhalten der Gorillas bei Anwesenheit von Touristen und bei geringem Abstand untersuchen und gleichzeitig einschätzen, inwieweit sich Besucher an die Abstandsregel halten. Von September 2017 bis Februar 2019 folgten wir dazu der Rushegura-Familie im Bwindi Impenetrable National Park.

Die Touristen verbrachten 59,2 % ihrer Zeit in weniger als 3 m Entfernung zu den Gorillas, 25,63 % im Abstand von 3 bis 7 m und nur 15,17 % in mehr als 7 m Abstand. Sie waren in 75 % der Zeit, die sie bei den Gorillas verbrachten, weniger als 7 m von den Tieren entfernt. Zudem gibt es immer mehr Belege dafür, dass Touristen viel mehr Zeit in unmittelbarer Nähe der Gorillas verbringen als empfohlen. In einer anderen Studie gaben von 136 befragten Touristen 8 offen zu, dass sie sich während des Gorilla-Trekkings krank fühlten, und 25 % sagten, sie würden die Gorilla-Tour selbst dann mitmachen, wenn sie sich nicht gut fühlten.

Die Verhaltensanalyse zeigte erhöhte Stress-Indikatoren bei den Gorillas während der Touristenbesuche. Wir beobachteten, dass sich die Tiere öfter kratzten, insbesondere wenn die Touristen näher als 3 m herankamen. Außerdem neigten die Gorillas zu mehr Sozialverhalten und zu einem stärkeren Zusammenhalt der Gruppe, wenn Touristen anwesend waren und sich auf weniger als 3 m näherten. Andererseits reagierten sie häufig auf die Nähe von Touristen, indem sie sich aggressiv verhielten oder die Touristen ganz mieden. Der geringe Abstand stellt ein Risiko für die Übertragung von Krankheiten dar, und das Risiko kann durch Stress noch erhöht werden, da dieser das Immunsystem schwächt.

Um die Gorillas zu schützen und den Erfolg des Gorilla-Tourismus nachhaltig zu sichern, empfehlen wir, die bereits bestehenden Regeln einzuhalten und konsequenter durchzusetzen. Wir schlagen vor, weniger Gorillagruppen neu zu habituieren oder gar keine weiteren Gruppen, damit ein Teil der Gorillapopulation frei von Pathogenen und Parasiten menschlichen Ursprungs bleibt.

Raquel F. P. Costa

Zusammenfassung von:
Costa, R., Takeshita, R. S., Tomonaga, M., Huffman, M. A., Kalema-Zikusoka, G., Bercovitch, F., & Hayashi, M. (2023): The impact of tourist visits on mountain gorilla behavior in Uganda. Journal of Ecotourism, 1-19

Costa, R. F. P., Romano, V., Pereira, A. S., Hart, J. D. A., MacIntosh, A., & Hayashi, M. (2022): Mountain gorillas benefit from social distancing too: Close proximity from tourists affects gorillas' sociality. Conservation Science and Practice, e12859