Der Mont Tshiaberimu im Lauf der Jahrzehnte

Kategorien: Ausgabe 60, Gorilla Journal, Gorillazahlen, Bestandsaufnahme, Schutzmaßnahmen, D. R. Kongo, Mt. Tshiaberimu, Grauergorillas

Jean Claude Kyungu mit dem Gorilla Mukokya 2010 (© Jean Claude Kyungu)

Der Mont Tshiaberimu liegt im nördlichen Teil des Virunga-Nationalparks. Der Berg ist etwa 3100 m hoch, das Gebiet umfasst eine Fläche von 60 km². Erste Studien zu den Gorillas, die dort leben, wurden 1959 durchgeführt. Damals gab es 4 Gruppen mit insgesamt 30 bis 40 Gorillas. Ihre Zahl nahm danach immer weiter ab: 1986 waren es 20, 2006 schätzte man ihre Zahl auf 13.

Nach einer Bestandsaufnahme 1996 wurde ein Schutzprojekt ins Leben gerufen. Aus den umliegenden Dörfern wurden Wildhüter rekrutiert, die Patrouillen gegen Wilderei durchführten, Gorillas beobachteten und die Bevölkerung über Schutzmaßnahmen aufklärten. Zwischen 1997 und 2007 gab es 7 Mitarbeiter, die den zwei Gorillafamilien Nzanzu-Lusenge und Tsongo folgten. Außerdem zählten sie 3 einzelne Gorillamänner. Mit Hilfe von GPS wurden Daten über die Streifgebiete und Schlafplätze der Tiere sowie Kot gesammelt. Sie zeigten, dass sich die Gorillas in 2650-2950 m Höhe aufhielten.

Im April 1998 wurde ein Team aus Wildhütern und Fährtenlesern gebildet. Zunächst folgte es den Gorillas der Lusenge-Familie. Zwei weitere Mitarbeiter wurden ausgebildet, um zwei einzeln lebende Gorillas zu habituieren. 2004 erhöhte man die Mitarbeiterzahl nochmals. In den Jahren 2006, 2007 und 2009 kam jeweils ein Gorilla zur Welt.

Das Gebiet am Mont Tshiaberimu wird von vier Wildhüterstationen aus kontrolliert: Muramba und Kyavinyonge im Osten und Camp Ngai und Museya im Westen. Die ein- bis mehrtägigen Patrouillen haben zum Ziel, die Bevölkerung davon abzubringen, sich im Park aufzuhalten. Die Mitarbeiter gehen gegen Wilderei, Goldgewinnung, Landgewinnung und die Rodung des Waldes vor. Die Abholzung hat seit 2001 stark abgenommen, aber die Anlage von Feldern stellt immer noch ein großes Problem dar.

Um die Bevölkerung für den Gorillaschutz zu sensibilisieren und darüber aufzuklären, fanden in den Jahren 2001 und 2002 Treffen in 180 Dörfern statt. Allerdings gab es noch lange Zeit bestimmte Gruppen, die dem Naturschutz feindselig gegenüberstanden und die Bevölkerung dazu aufriefen, den Park zu zerstören. Die Parkmitarbeiter verfolgen aber konsequent weiter den Weg der Aufklärung - mit Konferenzen, Treffen und kulturellen sowie sportlichen Aktivitäten. Es gibt Radiosendungen und Lieder über Gorillaschutz der Association Culturelle Unité. Weiterbildung in den Bereichen Gesundheit, Viehzucht und Ackerbau wird ebenfalls angeboten.

2008 begann die Berggorilla & Regenwald Direkthilfe, den Gorillaschutz am Mt. Tshiaberimu zu unterstützen. So wurden die Wildhüter mit Ausrüstung versorgt und eine Station wurde in Burusi errichtet. Auch Vorhaben zur Entwicklung der umliegenden Gemeinden hat der Verein finanziert.

Leider wurde das Schutzprojekt 2012 recht unerwartet gestoppt und damit fielen die Gehälter für die Fährtenleser und andere Hilfen weg. Nur die B&RD unterstützt dort weiterhin den Gorillaschutz. In dieser Zeit war die Situation extrem schwierig; lokale Politiker versuchten, die Bevölkerung zum Widerstand gegen den Naturschutz anzustacheln. Die Zahl der Gorillas hat weiter abgenommen: Aktuell gibt es nur noch 6 Tiere.

Gerade wegen dieser Probleme hat die B&RD ihre Unterstützung in den letzten Jahren verstärkt - das war besonders 2016 und 2017 sehr wichtig, als die Wildhüter des ICCN ihre Patrouillen aus Sicherheitsgründen einstellen mussten. Inzwischen hat das ICCN die Arbeit wieder aufgenommen und die Lage scheint sich etwas zu stabilisieren. Ein hoffnungsvolles Zeichen ist die Geburt eines Gorillas 2019.

Jean Claude Kyungu Kasolene und Claude Sikubwabo Kiyengo