Gorillas im Usala-Wald

Kategorien: Ausgabe 50, Bestandsaufnahme, D. R. Kongo, Grauergorillas, Gorilla Journal

Der Berg Nkomo, auf dem auch Gorillas leben, von Rama aus gesehen (© Stuart Nixon)

Der Berg Nkomo, auf dem auch Gorillas leben, von Rama aus gesehen (© Stuart Nixon)

Die Maiko-Tayna-Region liegt im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Ihr Zentrum ist der Usala-Wald, ein 30 000 km² großes Gebiet, das zu den unberührtesten tropischen Regenwäldern ganz Afrikas gehört. Er wird eingerahmt vom Maiko-Nationalpark im Norden und Westen, den Schutzgebieten Tayna und Kisimba-Ikoba im Osten sowie schroffen Bergen im Süden.

Es gibt keine Gorilla-Bestandsaufnahme im Usala-Wald aus dem 20. Jahrhundert. Die Geschichte begann 2003, als Gemeinden aus Rama und Kongomani im äußersten Osten des Gebiets Kontakt zum DFGFI und zur UGADEC aufnahmen. Sie berichteten von Gorillavorkommen westlich des Flusses Lindi und südlich von Rama. Beide Organisationen unterstützten daraufhin zwischen 2003 und 2007 die Gemeinden bei der Datensammlung. Sie fanden wichtige Belege für Gorillavorkommen. Zusätzlich wiesen sie bedeutende Arten wie Okapis, Kongopfauen, Schimpansen und Waldelefanten nach.

Im April 2007 unternahm der DFGFI schließlich einen ersten Anlauf, den Wildtierbestand im Usala-Wald mit Unterstützung beider Dorfgemeinschaften genauer zu untersuchen. Für die Bestandsaufnahme wurde eine Strecke von 240 km in einem Gebiet von 850 km² abgelaufen. Man fand frische Nester und relativ große Gorillagruppen mit bis zu 24 Tieren. Besonders hoch war die Dichte in einem 340 km² großen Gebiet zwischen den Flüssen Tamaria und Lindi. Der Gorillabestand wurde auf 240-410 Tiere geschätzt (Säuglinge wurden nicht mitgezählt). Der Druck durch Jagd mit Feuerwaffen oder Abbau von Bodenschätzen schien im Untersuchungsgebiet niedrig zu sein. Da eine wertvolle Fauna nachgewiesen werden konnte, lag es nahe, Schutzmaßnahmen zu unterstützen. Trotzdem wurde die Region erst 2012 offiziell als besonders wichtig für den Primatenschutz anerkannt und Aktivitäten konnten starten.

Zunächst sollten unter Leitung von FFI die wichtigsten Menschenaffen-Populationen festgestellt werden und sich die Schutzmaßnahmen auf diese konzentrieren - unter Einbeziehung der nächstgelegenen Dörfer. Im September 2013 führte die FFI-Projektgruppe in Rama ein Planungstreffen durch. Die Bevölkerung begrüßte die Initiative, bemängelte aber, dass seit 2007 so viel Zeit ungenutzt verstrichen war. So berichteten die Dorfbewohner, dass gelegentlich bewaffnete Gruppen auftauchten, um Elefanten, Okapis und Primaten zu jagen. Im Jahr 2012 wurde sogar eine Gruppe von 9 Gorillas erschossen.

Im März 2014 kehrte das FFI-Team zur Bestandsaufnahme zurück. Es traf sich mit Einheimischen aus Rama und heuerte Träger für 350 kg Ausrüstung an. In 5 Tagen legte man gemeinsam den 150 km langen Fußmarsch nach Rama zurück. Zwei Gruppen machten innerhalb von 42 Tagen Erkundungstouren durch das Gorillagebiet, rund 200 km. Dabei wiesen sie etwa den gleichen Gorillabestand wie bei der Untersuchung 7 Jahre zuvor nach. Das heißt: Auch ohne Schutzmaßnahmen war die Population stabil geblieben; die Besiedlung, die Jagd mit Gewehren und der Abbau von Bodenschätzen hatten außerdem nicht zugenommen. Gründe dafür sind die Abgeschiedenheit des Gebiets sowie das Fehlen von Straßen, Dörfern und Städten. Diese "Unerreichbarkeit" stellt allerdings auch Schutzprojekte vor ernsthafte logistische Herausforderungen.

Diese Stabilität im Usala-Wald ist gegenläufig zum allgemeinen Trend im Land, wo Artenverlust und Ausrottung auf der Tagesordnung stehen. Doch auch auf Usala nimmt der Druck zu. Die Bevölkerungsdichte in der Region des Ostafrikanischen Grabens gehört zu den höchsten in ganz Afrika. Nutzbares Land wird dadurch in der Region immer knapper, was zu Konflikten und Instabilität führt. Die Bevölkerung sorgt sich deshalb um ihre Zukunft. Indem sich die Sicherheitslage im Ostkongo verbessert, werden Migration und Ansiedlung von Zuwanderern im Wald Menschen und Tiere immer stärker bedrohen. Die Gemeinden leben ohnehin in großer Armut und in Isolation. Sie erwirtschaften ihren kargen Lebensunterhalt mit Wanderfeldbau, Jagd, Bergbau und Trägerdiensten.

Seit August 2014 hat sich die Sicherheitslage so verschlechtert, dass das FFI-Projektteam Usala nicht mehr besuchen kann, um die Bestandsaufnahmen fortzusetzen. Die Organisationen, die bei diesem Programm zusammenarbeiten, müssen sich darauf beschränken, den Kontakt mit den Gemeinden aufrechtzuhalten und Strategien für den Schutz des Usala-Walds und seiner Bewohner auszuarbeiten. Umwelt-, Bildungs- und Gesundheitsprogramme sind geplant, Alternativen zum Wildfleisch-Konsum werden erarbeitet und Wildtier-Monitoring-Programme etabliert.

Stuart Nixon, Chrysostome Kaghoma und Magloire Vyalengerera