50 Jahre Karisoke

Kategorien: Ausgabe 55, Geschichte, Ruanda, Vulkan-Nationalpark, Berggorillas, Gorilla Journal

Eine der Karisoke-Forschungsgruppen: die Susa-Gruppe (© Cyril Grüter)

Am 24. September 1967 gründete Dian Fossey in den Wäldern Ruandas ein Forschungszentrum, um die Lebensweise und Eigenschaften der damals kaum bekannten Berggorillas aus unmittelbarer Nähe zu untersuchen. Sie nannte es Karisoke - nach den Bergen Karisimbi und Visoke. Dian Fosseys legendäre Arbeit hat das Verständnis für diese Tiere weltweit revolutioniert, die wohl ausgestorben wären ohne ihren Einsatz. Sie gab ihr Leben dafür. 1985 wurde sie unter ungeklärten Umständen in ihrer Hütte in den Virunga-Bergen erschossen. Dennoch - ihr Tod hatte großen symbolischen Wert und brachte den Gorillas weltweit noch mehr Aufmerksamkeit.

Heute betreibt der Dian Fossey Gorilla Fund das modernisierte Karisoke Research Center in Musanze und ist führend beim Schutz der vom Aussterben bedrohten Gorillas in Afrika. 160 Mitarbeiter engagieren sich hier im täglichen Gorillaschutz, bei wissenschaftlichen Studien und Bildungsinitiativen. Ein weiteres bedeutendes Ziel besteht darin, die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung zu verbessern. Dazu trägt auch der Tourismus bei. 2016 besuchten über 30 000 Menschen den Nationalpark und bezahlten 750 US-Dollar für ihre einstündige Begegnung mit den Gorillas. Mittlerweile sind die Gebühren auf das Doppelte gestiegen. Damit werden die Sicherheitsmaßnahmen und das Gorilla-Monitoring bezahlt, aber ein Teil kommt auch der Bevölkerung zugute (im sogenannten revenue-sharing plan). Darüber hinaus entstehen viele Geschäfte rings um den Nationalpark und Jobs für Fahrer, Wildhüter, Träger, Köche, Dienstmädchen, Wachpersonal.

Fossey war die Erste, die damals Patrouillen gegen Wilderer organisierte und Einheimische dafür bezahlte - zu einer Zeit, als die Gorillas kontinuierlich dezimiert wurden. Doch sie machte sich auch viele Feinde, ihre Methoden waren nicht unumstritten. So nutzte sie den Glauben an Zauberei in der Region, um die Viehherden und ihre Hüter zu erschrecken und aus den Wäldern der Gorillas zu vertreiben. Außerdem zerstörte sie Fallen und überfiel die Lager der Wilderer. Viele Einheimische betrachteten sie als Eindringling oder Hexe, die nicht nur ihre kulturellen Normen antastete, sondern auch eine existenzielle Bedrohung für jene darstellte, die vom Wald lebten. Beständig und nachdrücklich drängte sie die ruandischen Politiker, die dringend erforderlichen Anti-Wilderer-Gesetze zu erlassen.

Dian Fossey, eine Amerikanerin, die über keinerlei Forschungserfahrung bei Wildtieren verfügte, kam auf Betreiben des Anthropologen Louis Leakey, finanziert von der National Geographic Society, in den späten 60er-Jahren nach Afrika, um die Berggorillas zu erforschen. 1973 war deren Zahl in den Virunga-Bergen unter 275 gefallen. Dank der extremen Schutzmaßnahmen - kontinuierliche Überwachung im Nationalpark, intensive Anti-Wilderer-Einsätze und Unterstützung durch Tierärzte in Notfällen - sind es heute etwa 480 Tiere. Besonders erfreulich ist die Bestandsentwicklung in Ruanda, wo die Gorillas sehr wirksam geschützt werden.

Auch wenn die Population der Berggorillas insgesamt zunimmt, bleibt ihre Anzahl dennoch kritisch: 880 Individuen werden derzeit gezählt. "Wir wollen sicherstellen, dass es den Gorillas auch in den nächsten 50 Jahren und darüber hinaus in der Wildnis gut geht und dass ihre Zahl weiter steigt", sagt Tara Stoinski, Präsidentin und Forschungsleiterin der Organisation.

Nach einem Beitrag des DFGF und einem Artikel des National Geographic Magazine