Gorilla-Erfolgsgeschichte und die Corona-Krise

Kategorien: Ausgabe 60, Gorilla Journal, Erfolge, Gorillazahlen, Tourismus, Bestandsaufnahme, Berggorillas

Viele Menschen leben vom Gorillatourismus; sie haben nun kein Einkommen mehr. (© Neil Ever Osborne)

In den zwei bisher umfassendsten Studien in Virunga und Bwindi wurde in den vergangenen 5 Jahren die Zahl der Berggorillas mit 1063 angegeben. Dass so viele Gorillas erfasst wurden wie bei keiner Bestandsaufnahme zuvor, dafür sind - neben einer ausgefeilten Methodik und einem enormen Aufwand - mehrere Faktoren im krisengeschüttelten Dreiländereck verantwortlich: der politische Wille, grenzüberschreitende Kooperation, die Beteiligung der Gemeinden und schließlich eine anhaltende Unterstützung durch staatliche und nichtstaatliche Organisationen, Behörden und die Wissenschaft.

Auch wenn sich die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen der aktuellen Corona-Pandemie noch nicht abschätzen lassen, sind fundamentale Auswirkungen auf den Tourismus zu fürchten. Welche strategischen Entscheidungen werden benötigt, um danach eine wirtschaftliche Erholung zu gewährleisten? Vielleicht trägt die Krise dazu bei, Fehlentwicklungen im Tourismus zu korrigieren. Allein mit der Einführung einer Maskenpflicht lässt sich weder der Gorillabestand noch ein nachhaltiger Tourismus sichern. Der Einfluss von Sozialen Medien mit Selfie-Kultur, zweifelhaftes Marketing und Egoismus haben zunehmend zu Verletzungen von Verhaltens- und Abstandsregeln geführt.

Die Krise ist deshalb als Weckruf zu verstehen. Will die Politik den Tourismus und damit Devisen-Einnahmen und wirtschaftliches Wachstum sichern, muss sie strategische Reformen einleiten. Marketing, Management und Monitoring müssen verbessert werden, und eine gute Führung ist auf allen Ebenen zu sichern. Die Verantwortung für die Berggorillas wird gemeinschaftlich getragen, denn sie haben für die lokale, regionale und nationale Identität große Bedeutung.

Die grenzüberschreitende Kooperation von Parkmitarbeitern und -managern, von Organisationen und Gemeinden bildet deshalb seit über 30 Jahren das Rückgrat der erfolgreichen Schutzmaßnahmen. 2015 wurde von den Regierungen die Greater Virunga Transboundary Collaboration begründet und ein formaler Rahmenvertrag geschlossen, der dringend mit Leben gefüllt werden muss. Es gilt, Vertrauen durch Dialog und Informationsaustausch zu schaffen, gemeinsame Ziele zu entwickeln und strategische Partnerschaften aufzubauen. Das ist langfristig die Voraussetzung, um politische und finanzielle Unterstützung zu mobilisieren, Gefährdungspotenziale zu erkennen sowie regionale Strategien und Tourismuskonzepte zu entwickeln. Ohne die transnationale Zusammenarbeit lässt sich weder der Schutz der Berggorillas gewährleisten noch die Corona-Krise meistern.

Berggorillas leben nicht nur in einem unsicheren Grenzgebiet, in dem Konflikte jederzeit aufflackern können, sondern auch in einer extrem dicht besiedelten Region mit fruchtbaren Böden. Die Bevölkerung wächst weiter, und die Aussicht auf Arbeit in Parks oder im Tourismus lockt in manchen Gebieten zusätzlich Menschen an. In dieser schwierigen Gesamtlage ruht der Gorillaschutz auf den Schultern vieler engagierter Menschen, die z. B. Parkmitarbeiter informieren, wenn sich Gorillas außerhalb der Parks aufhalten oder andere Gefahren drohen. In vielen Projekten werden Menschen für Naturschutz sensibilisiert.

Doch manche Bevölkerungsgruppen wurden noch nicht erreicht oder übersehen; das Verhältnis von Parks und Menschen muss deshalb ständig überprüft und im konstruktiven Dialog verbessert werden. Künftig müssen noch mehr Menschen für den Naturschutz gewonnen und die begrenzten Ressourcen transparent und gerecht geteilt werden, damit die Gorillas geschützt bleiben.

Anna Behm Masozera