Immer mehr Handel mit Menschenaffen

Kategorien: Ausgabe 67, Gefahren, Mensch & Gorilla, D. R. Kongo, Sonstige Länder

Auch wenn es nicht ausdrücklich dabeisteht, wissen Interessenten, dass dies ein Verkaufsangebot ist. (Screenshot eines öffentlichen Facebook-Posts)

Zurzeit überfluten aus illegalem Handel konfiszierte Menschenaffen die Auffangstationen Afrikas. Die Nachfrage nach exotischen Haustieren ist sprunghaft gestiegen, und Menschenaffen rangieren ziemlich weit oben auf der "Wunschliste".

Dass immer mehr Menschen Interesse an Menschenaffen zeigen, führt unter anderem zum vermehrten Einfangen freilebender Jungtiere und erhöht so zusätzlich den Druck auf das Überleben der bedrohten Arten. Artenschutzvertreter befürchten das Aussterben von Schimpansen und Gorillas, sollten die Vereinten Nationen und internationale Organisationen nicht bald tätig werden.

Käufer und Verkäufer treffen sich vorzugsweise im Internet über E-Commerce und Marketing in sozialen Medien. Hier kann beispielsweise das Video eines Schimpansen in Kinderkleidung schnell zahlreiche potenzielle Interessenten erreichen. Einige dieser "Social-Media-Tierstars" haben unzählige Follower auf YouTube, Facebook und Instagram. Die Geschäfte selbst werden dann außerhalb des öffentlichen Bereichs über private Messaging-Apps getätigt.

Da die restriktiven Bestimmungen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) den Handel mit in Gefangenschaft geborenen Tieren unter bestimmten Voraussetzungen erlauben, hat sich die Aufzucht in als "Arterhaltungszentren" deklarierten Privatzoos etabliert. Potenzielle Abnehmer können hier "praktischerweise" mit den Zooerlebnissen, die die zahlenden Besucher in sozialen Medien gepostet haben, angelockt werden; ein doppelt lukratives Geschäft!

Innerhalb der letzten zehn Jahre ist der Preis für einen Menschenaffen lediglich im Herkunftsgebiet stabil geblieben, dort liegt er bei 25-270 US-Dollar, wobei Gorillas bis zu zehnmal teurer sind als Schimpansen. Die Zwischenhändlerpreise hingegen haben in den letzten Jahren zugelegt und rangieren jetzt bei 100-10 000 Dollar. Kürzlich boten nigerianische Händler junge Gorillas aus der Demokratischen Republik Kongo für 17 000 US-Dollar an. Ganz erheblich gestiegen sind dagegen die Exportpreise nach Übersee. Sie liegen heute bei 50 000 Dollar für einen Schimpansen ohne CITES-Papiere und bringen mit gefälschter Bescheinigung gleich den doppelten Betrag ein. Ein junger Gorilla kann bis zu 250 000 Dollar kosten. Der Endkunde schließlich zahlt nochmals fast das Doppelte. 2022 kamen in Dubai ein Schimpanse ohne gültige Papiere für 82 000 Dollar und ein Gorilla für über eine halbe Million Dollar auf den Markt. Im Mittleren Osten und Pakistan ist vor allem die Nachfrage nach Gorillas stark gestiegen. Wurden sie in der Vergangenheit kaum angeboten, ist dies heute an der Tagesordnung.

Für den Export auf dem Luftweg gibt es drei gängige Methoden. 1.) mit CITES-Ausfuhrgenehmigung für einen in Gefangenschaft geborenen Menschenaffen der zweiten Generation, wofür der zuständige CITES-Beauftragte bestochen werden muss; 2.) versteckt zwischen anderen Tieren mit CITES-Genehmigung; 3.) ohne CITES-Genehmigung. Da nur wenige Beschlagnahmungen bekannt werden, scheint es meist zu funktionieren, auch wenn immer wieder Tiere auf dem Transport sterben.

Die Dunkelziffer der beschlagnahmten Menschenaffen ist ein ernstzunehmendes Problem, wenn ein realistisches Abbild der tatsächlichen Situation vermittelt werden soll. Hier müssen einschlägige UN-Institutionen (z. B. GRASP) und die IUCN ihr Vorgehen gegen illegalen Menschenaffenhandel erheblich verbessern.

Eine weitere gefährliche Auswirkung der rechtswidrigen Ausfuhr geriet durch die COVID-19-Pandemie ins Rampenlicht. Die illegalen Importe erfolgen meist ohne veterinärmedizinische Untersuchung, was das Risiko der Übertragung von Zoonosen auf Menschen in den Zielländern erheblich erhöht. Die Pandemie hat das Bewusstsein für die mit dem illegalen Wildtierhandel einhergehenden Gesundheitsrisiken geschärft und könnte zu einer wirksameren Gesetzgebung führen.

Kriminelle Netzwerke, bestehend aus Wilderern, Zwischenhändlern und Exporteuren, fangen jährlich eine Vielzahl von Menschenaffen und vermarkten sie ins Ausland. Die Lieferanten operieren in ganz Zentral- und Westafrika mittels korrupter Helfer in den staatlichen CITES-Büros, bei der Polizei, den Zollbehörden und Fluggesellschaften. Ein konzertiertes Vorgehen von CITES-Vertragspartnern und internationalen Organisationen ist dringend erforderlich, um diese Gefahr für das Überleben der Menschenaffen einzudämmen.

Daniel Stiles