Gorillas in Bambidie

Kategorien: Ausgabe 45, Regenwald, Schutzmaßnahmen, Mensch & Gorilla, Sonstige Länder, Westliche Flachlandgorillas, Gorilla Journal

Gorillas in der Bai

Gorillas in der Bai (© Max Hurdebourcq)

Gemeindemitglieder präsentieren ein Poster, das erklärt, wie man sich bei der Begegnung mit einem Gorilla verhält.)

Gemeindemitglieder präsentieren ein Poster, das erklärt, wie man sich bei der Begegnung mit einem Gorilla verhält. (© Max Hurdebourcq)

2008 entstand das Bambidie-Gorillaprojekt zum Schutz einer Gorillapopulation im Osten Gabuns. Die Tiere leben zwischen den Dörfern Lastourville und Okondja in einem 600 000 ha großen Waldgebiet, das von der Compagnie Equatoriale des Bois (CEB), einer der führenden Holzfirmen Gabuns, bewirtschaftet wird. Etwa 220 000 m³ Rundholz im Jahr werden dort produziert, vor allem Okoumé, das besonders leicht und gut zu verarbeiten ist. Das Holz wird auf dem Hauptgelände von Bambidie geschlagen, im Sägewerk verarbeitet und anschließend getrocknet. Der Betrieb beschäftigt 450 Arbeiter, rund 2000 Personen (Waldarbeiter mit ihren Familien) leben auf dem Gelände.

Im Gebiet von Bambidie gibt es eine vielfältige Fauna wie Gorillas, Waldelefanten und Schimpansen, die leider den typischen Gefahren ausgesetzt sind: Zerstörung und Fragmentierung des Lebensraums, Wilderei und illegalem Handel.

2007 wurde die Schweizer Firma Precious Wood Hauptaktionär der CEB, 2008 erhielt der Betrieb das Öko-Zertifikat des FSC (Forest Stewardship Council). Dieses soll einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen des Waldes garantieren. Die Ziele unseres Projekts sind - in Zusammenarbeit mit der CEB:

-  Bestandsaufnahme der Gorillas und Schutz ihres Lebensraums,
-  Schulung der Bevölkerung vor Ort zur Eindämmung der Wilderei,
-  Umweltschutz-Aufklärung und Aufbau des Tourismus.

Die CEB fördert insbesondere die Versorgung mit Trinkwasser und Elektrizität, richtet Schulen und Polikliniken ein. Sie sensibilisiert die Bevölkerung zu umweltgerechtem Handeln. Die Zufahrtswege zu dem Waldgebiet werden kontrolliert, kommerzielle Jagd und die Jagd auf geschützte Arten sind verboten. Trotzdem werden regelmäßig Wilddiebe und illegale Holzfäller auf dem Gelände entdeckt. Hinzu kommt, dass die Arbeiter Angst vor den Gorillas haben und unsicher sind, wie sie reagieren sollen, wenn sie einem von ihnen im Wald begegnen. Dadurch kann es zu Unfällen kommen.

Von 2008 bis 2011 hat der Projektverantwortliche, Max Hurdebourcq, bei seinen Exkur­sionen mehrere Gorillagruppen und eine 16 ha große Lichtung (Bai) entdeckt, die regelmäßig von Tieren besucht wird; sie fressen dort Wasserpflanzen, die reich an Mineralsalzen sind. Die CEB hat daraufhin die Bai mit einer 96 ha großen Pufferzone umgeben, in der keine Forstwirtschaft betrieben wird.

Im Bereich Erziehung und Aufklärung sensibilisieren wir mehr als 2000 Schulkinder für den Gorilla­schutz. Danach werden Filme und Fotos von Gorillas im Freiland und im Zoo La Palmyre in Frankreich gezeigt.

In den Dörfern der Holzkonzession werden Gorillas gegessen - häufiger als Schimpansen, da diese als zu eng mit dem Menschen verwandt gelten. Gleichzeitig hält man Gorillas für gefährliche Tiere. Indem wir zeigen, dass das Verhalten der Tiere dem des Menschen sehr ähnelt - insbesondere das Mutter-Kind-Verhalten - und dass man Gorillas gefahrlos im Wald beobachten kann, versuchen wir das negative Bild vom Gorilla zu ändern.

Jetzt müssen langfristige Aktivitäten entwickelt werden, um die Wirksamkeit des Projekts dauerhaft zu sichern. Eine lokale Stiftung, in der alle Betroffenen zusammenarbeiten, ist dringend erforderlich. Wissenschaftliche Untersuchungen über den Gesundheitszustand der Gorillas (viele weisen körperliche Deformierungen oder Hautveränderungen auf) und ihre Rolle bei der Regenerierung des Waldes sowie über den Einfluss der Forstwirtschaft auf die Primaten sind nötig. Wir wollen einen Pädagogen einstellen, um Sensibilisierungsmaßnahmen durchzuführen. Die Entwicklung des Tourismus als alternative Einnahmequelle für die Bevölkerung muss vorangetrieben werden.

Bis jetzt wird das Bambidie-Projekt nur von Precious Wood und dem Zoo La Palmyre finanziert. Damit wir unsere Pläne umsetzen können, brauchen wir aber neue Unterstützer, die sich finanziell engagieren. Der Gorillaschutz in einer Holzkonzession ist eine große Herausforderung und ein wunderbares Abenteuer zugleich.

Florence Perroux