Bushmeat in den Zeiten von Ebola

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Bushmeat-Verkauf am Straßenrand im Cross-River-State, Nigeria (© Louis Nkonyu/WCS Nigeria Program)

Auf dem Watt Market der Stadt Calabar im Südosten Nigerias klagen Bushmeat-Händler seit dem Ebola-Ausbruch im Juli 2014 über eine Absatzflaute. Tatsächlich zählten wir bei einem kürzlichen Besuch nur 9 Kadaver von Wildtieren auf diesem Markt. Es handelte sich um Quastenstachler, Ducker und ein Pinselohrschwein. Im Jahr 2009 hatte ein Besucher auf dem gleichen Markt mindestens 20 Wildtiere gefunden, die zu 7 verschieden Arten gehörten.

Die Händler schimpfen auf eine aktuelle Medienkampagne, die vor dem Verzehr von Wildfleisch warnt, da es als mögliche Quelle des gefürchteten Ebola-Virus gilt. Viele Menschen beherzigen die Warnung und verzichten komplett auf den Verzehr von Bushmeat. Die Nachfrage nach der einst so geschätzten Delikatesse war vor dem Ausbruch der Seuche hoch und hat manch seltene, gefährdete Art in ihrer Existenz bedroht. Eine Marktfrau beschwerte sich in einer Befragung und erzählte, dass sie derzeit manchmal eine Woche braucht, um ein Stück Bushmeat zu verkaufen. Vor dem Juli verkaufte sie im Schnitt zwischen 10 und 20 Stücke pro Tag.

Zwar ist der Handel und der Verzehr von Bushmeat in Calabar nicht verboten, doch die vier Bundesstaaten Ondo, Kano, Rivers und Kogi haben die Jagd und den Verkauf von Wildfleisch verboten, um die Ausbreitung der Seuche einzudämmen. Die Zentralregierung hat den Import von Bushmeat aus anderen westafrikanischen Staaten untersagt. Aus Angst vor Ebola haben manche Gemeinden sogar die Jagd, den Handel und den Verzehr gleichermaßen verboten. Dazu gehören beispielsweise Buanchor und Kakwagom, Anrainer des Afi Mountain Wildlife Sanctuary. Die Jagd und der Verkauf von Wildfleisch wurden dort mit schweren Strafen belegt. Das Schutzgebiet ist eines der drei Gebiete Nigerias, in denen Cross-River-Gorillas und Nigeria-Kamerun-Schimpansen vorkommen. Die fehlende Kundschaft zwang schon manchen Händler, auf andere Geschäftsfelder umzusteigen, während die vormaligen Konsumenten auf andere Proteinquellen aus Tierhaltung oder Fischerei ausweichen.

Zum Glück scheint die Seuche in Nigeria erfolgreich eingedämmt worden zu sein. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Nachfrage nach Buschfleisch erholt und auf Normalmaß zurückkehrt, wenn die Angst vor Ebola abklingt. Unterdessen hoffen wir auf einen langfristigen Rückgang des Verkaufs und des Verzehrs von Bushmeat. Das würde helfen, den Jagddruck auf Nigerias seltene und gefährdete Arten zu mindern. Auf der anderen Seite gefährdet dies natürlich diejenigen Familien in ihrer Existenz, deren Überleben vom Bushmeat-Handel abhängt.

Emmanuel Bassey