Erfolgsgeschichte am Tshiaberimu

Kategorien: Ausgabe 49, Regenwald, Schutzmaßnahmen, Schulen, D. R. Kongo, Mt. Tshiaberimu, Grauergorillas, Erfolge

Verteilung von Maracuja-Setzlingen

Verteilung von Maracuja-Setzlingen (© Jean Claude Kyungu)

2008 erhielten wir einen Hilferuf vom Berg Tshiaberimu, da dort immer mehr Bäume zur Holzkohlegewinnung gefällt wurden. Die Einkünfte aus deren Verkauf sind für viele Menschen attraktiv, da die Einnahmen aus dem Ackerbau, der auf sehr kleinen Grundstücken (weniger als ein halber Hektar pro Familie) betrieben wird, nicht für den Lebensunterhalt ausreichen. Jeden Monat wird auf mehreren Hektar Holz gefällt und daraus Holzkohle hergestellt; diese wird in größeren Städten und Siedlungen wie Kyondo, Butembo, Masereka und Luoto verkauft. Der Handel damit blüht, die Landschaft verändert sich und einige Hügel sind bereits kahl. Also fragten wir uns, wie wir das Problem lösen können und entwickelten eine dauerhafte Strategie. Unser Partner war dabei die lokale Organisation SAGOT, die gute Kontakte zur Bevölkerung hat.

2008 begann SAGOT (Solidarité des Amis des Gorilles du Mont Tshiaberimu) in Vuswagha mit einem kommunalen Projekt zur Wiederaufforstung, bei dem 35 000 Setzlinge pro Saison gepflanzt wurden. Zwei Jahre später begannen wir damit, Schulen in die Produktion von Baumsetzlingen einzubeziehen. Dadurch erhöhte sich die Rentabilität um das Drei- bis Vierfache. Zudem führte die Einrichtung von Baumschulen in den Schulen dazu, dass Schüler und Eltern stärker für den Erhalt der Natur sensibilisiert wurden. Das Projekt ermöglicht es Kindern aus prekären Verhältnissen, die Schule zu besuchen, es stellt die Umwelt wieder her, sorgt für ein gesundes Klima und fördert die lokale Wirtschaft.

2010 finanzierte die B&RD ein Wiederaufforstungsprojekt in drei Schulen am Berg Tshiaberimu und in drei Schulen im Sarambwe-Gebiet, also in zwei Regionen, in denen Gorillas leben. Drei weitere Schulen kamen 2011 hinzu. Geplant war eine Produktion von 8000 Pflanzen pro Schule und Saison jährlich, die für 20-24 ha pro Jahr am Berg Tshiaberimu und 10-12 ha beim Sarambwe-Reservat ausreichen sollten. Leider musste das Projekt in Sarambwe wegen der Besetzung durch Rebellen (M23, Mai-Mai, Nyatura) im dritten Jahr eingestellt werden.

Aufgrund der Erfolge in den sechs Schulen haben sich auch die katholische Kirchengemeinde in Kyondo und das Gesundheitszentrum in Vurusi dem Projekt angeschlossen. Dadurch konnte die Pflanzenproduktion überraschend gesteigert werden: Die drei ersten Schulen haben im ersten Jahr 44 000 Setzlinge gezogen, also 183% der erwarteten Produktion. Im zweiten Jahr waren es 229 135 Pflanzen, davon 51 135 in Sarambwe. Im dritten Jahr konnte die Produktion der sechs Schulen und zweier Partner in Kyondo und Vurusi auf 541 510 Pflanzen erhöht werden. Im vierten Jahr, in dem die drei ersten Schulen nicht mehr an dem Projekt teilnahmen, wurden 127 000 Bäume gepflanzt, 300 000 warten noch auf ihre Auspflanzung. Davon sollen bis Anfang Dezember 2014 noch 80%, also 240 000 gepflanzt werden, sodass in 4 Jahren insgesamt 1 130 510 Bäume auf einem Gebiet von 500-600 ha gepflanzt wurden.

Maracuja-Zucht als Einnahmequelle

Von 2010 bis 2012 startete die Gorilla Organization (GO) in Vuswagha und Kyondo-mowa ein Projekt zum Anbau von Passionsfrüchten (Maracuja). Die 2008 im Rahmen des von uns finanzierten Wiederaufforstungsprojekts gepflanzten Bäume dienen dabei als Stütze, an der sich die Maracujapflanzen emporranken können. In Vuswagha nehmen 10 Landwirte an dem Projekt teil, in Kyondo-mowa sind es 7 Familien. So konnten 2013 in Vuswagha pro Woche 10 Säcke mit Früchten geerntet werden. Aus jedem Sack werden 100 l Maracujasaft gewonnen, der 60 US-Dollar einbringt. Pro Monat und Haushalt sind das 240 US-Dollar - ein nicht unerhebliches Einkommen für die Bewohner dieser Gegend.

Der Hauptgrund für Holzeinschlag, Holzkohleerzeugung und Wilderei ist die Suche nach Einkommensquellen. Der Anbau von Maracuja ist eine gute Alternative. Er verhindert auch deshalb das Fällen von Bäumen, weil diese als Stütze für die Pflanzen benötigt werden. Die Bewaldung sorgt für gute klimatische Verhältnisse und wirkt dem Klimawandel entgegen. Nicht zuletzt fördert das Maracuja-Projekt das Bewusstsein der Bevölkerung für den Gorillaschutz.

Seit 2014 unterstützt auch die Berggorilla & Regenwald Direkthilfe das Maracuja-Projekt. In Zusammenarbeit mit der Gorilla Organization und VONA (Voix de la Nature) wurden 4 Maracuja-Zuchtanlagen eingerichtet und 10 000 Setzlinge verteilt. Damit war auch ein Aufklärungsprojekt für die Bevölkerung verbunden, mit dem wir weitere Teilnehmer für dieses Projekt gewinnen wollen.

Claude Sikubwabo Kiyengo