Erfolg der Umweltbildung

Kategorien: Gorilla Journal, Ausgabe 56, Schutzmaßnahmen, Verhalten, Mensch & Gorilla, Nigeria, Afi, Cross-River-Gorillas

Aufnahme einer Szene für das Radioprogramm My Gorilla My Community (© WCS Nigeria)

Beobachtungen verschiedener Spuren des Gorillas nordöstlich des Afi-Reservats (© WCS Nigeria)

Im November 2017 erhielt die Wildlife Conservation Society die beunruhigende Nachricht, dass in der Nähe zweier nigerianischen Dörfer ein männlicher Gorilla gesichtet worden war. Offensichtlich handelte es sich um einen Einzelgänger aus der Cross-River-Region, der sich weit von den Schutzgebieten entfernt hatte.

Da es insgesamt weniger als 300 Cross-River-Gorillas gibt und sie sich auf schwer zugängliche Berghänge zurückgezogen haben, sind sie sehr selten zu sehen. In Nigeria kommen die Gorillas nur in drei Gebieten vor: im Afi-Wildschutzgebiet (Afi Mountain Wildlife Sanctuary), auf den Mbe-Bergen und im Cross-River-Nationalpark, Okwangwo-Teil.

Die Forscher vermuteten, dass es sich um einen Schwarzrückenmann handelte - ein junger Mann, der gerade seine Familie verlassen hat, um eine eigene zu gründen. Gorillas leben normalerweise in Gruppen mit einem Silberrückenmann, drei bis vier Frauen und ihren Jungtieren. Wenn die männlichen Jungtiere erwachsen werden, müssen sie abwandern. Diese Migration ist sehr wichtig für die Erhaltung der Art, denn so werden Gene zwischen den Gruppen ausgetauscht.

Wahrscheinlich kam der Gorilla aus dem Afi-Reservat und war in Richtung Mbe-Berge unterwegs. So weit entfernt vom Schutzgebiet war sein Leben jedoch ernsthaft gefährdet, denn die Dorfbewohner sind häufig an Gorillafleisch interessiert und sehen die Menschenaffen als Gefahr an. Der abenteuerlustige junge Mann hatte großes Glück, dass die Bewohner ihn nicht töteten, sondern der staatlichen Cross-River-Waldbehörde (CRSFC) Bericht erstatteten. Als die Wildhüter einen Monat später frische Gorillaspuren fanden, die zurück in das Schutzgebiet führten, konnten sie erleichtert aufatmen: Der Gorilla war wieder in Sicherheit.

Das Verhalten der Dorfbewohner gegenüber diesem Gorilla war vorbildlich - wahrscheinlich ein erster Erfolg des langjährigen Bildungsprogramms der WCS. Denn obwohl die Gorillas in Nigeria und Kamerun per Gesetz geschützt sind, werden sie außerhalb der Schutzgebiete noch oft gejagt.

Die WCS widmet sich dem Schutz dieser Tiere, indem sie die Parks verwaltet, Forschung betreibt und das geltende Recht vor Ort durchsetzt. Außerdem will sie den Gemeinden Gorillaschutz nahebringen und die Bewohner dabei unterstützen, einen nachhaltigen Lebensunterhalt aufzubauen. So betreibt die Gesellschaft in der Cross-River-Region seit 2002 ein Bildungsprogramm, mit dem über 100 Dörfer und 80 Schulen in Nigeria und Kamerun erreicht werden. Die Aktivitäten umfassen Treffen mit den Dorfbewohnern, Filmvorführungen über Gorillas, Feldausflüge für Naturschutzvereine, Schulbesuche und sogar ein Radioprogramm My Gorilla My Community (Mein Gorilla Meine Gemeinde). Dieses wöchentliche Radiomagazin verbindet Unterhaltung mit Bildung, um die Bevölkerung aufzuklären und ihre Einstellung und ihr Verhalten zu ändern. Es besteht aus einem Hörspiel und einer Gesprächsrunde, in der sich die Hörer mit Naturschutzexperten und lokalen Politikern austauschen können. Ziel ist es, den Druck auf die Gorillas und den Wald zu reduzieren. Dem gleichen Zweck dienen auch Maßnahmen wie das Verteilen von T-Shirts, Kappen und Notizblöcken in den Gemeinden und Schulen der Cross-River-Region, um bei den Bewohnern Stolz auf die Gorillas als ihr nationales Erbe zu wecken.

Diesem gewachsenen Verständnis und zwei Dorfvorständen, Julius Ochui in Ofambe und Augustine Bitte in Okiro, ist es zu verdanken, dass der in der Nähe der Dörfer herumstromernde junge Gorilla nicht getötet wurde. Doch es muss noch mehr getan werden. Mit finanzieller Unterstützung der Berggorilla & Regenwald Direkthilfe hat die WCS kürzlich in Afi ein "Gorilla Guardian"-Projekt gestartet. Damit sollen Cross-River-Gorillas außerhalb der Schutzgebiete beobachtet und beschützt werden. Ein ähnliches Projekt gibt es in Kamerun.

Inaoyom Imong und Andrew Dunn