Einsatz am Mt. Tshiaberimu

Kategorien: Ausgabe 46, Krankheiten, Gorillagruppen, D. R. Kongo, Mt. Tshiaberimu, Grauergorillas, Gorilla Journal

Mike Cranfield (links) entnimmt die Gewebeproben, während sein Kollege Mukokya untersucht

Mike Cranfield (links) entnimmt die Gewebeproben, während sein Kollege Mukokya untersucht. (© MGVP/ICCN)

In der kleinen Waldinsel  auf dem Mt. Tshiaberimu im Virunga-Nationalpark hat sich der Bestand der Gorillapopulation in den letzten 10 Jahren auf ein Drittel reduziert. Dort leben noch 6 Individuen in zwei verschiedenen Gruppen, darunter nur zwei Frauen. Die Situation ist düster.

Die Mt.-Tshiaberimu-Gorillas werden als Grauergorillas klassifiziert, sowohl morphologisch als auch genetisch. Ihr Berglebensraum ähnelt jedoch eher dem Habitat der Berggorillas. Es ist weder genau bekannt, wie lange die Population bereits von anderen getrennt ist noch wie sich die Isolation genetisch ausgewirkt hat.

Die kongolesische Nationalparkbehörde ICCN sorgt sich um das Überleben der Mt.-Tshiaberimu-Gorillas. Wenn nichts geschieht, hat die Population keine Zukunftschance. Möglicherweise haben medizinische Probleme zu der drastischen Abnahme des Gorillabestands geführt. "Die Gesundheit der Tiere und ihr Lebensraum müssen untersucht werden, damit wir eine Strategie für ihre Rettung entwickeln können", erläutert Eddy Kambale, der Chef der Gorilla Doctors des MGVP im Kongo.

Am 13. März besuchten die Tierärzte deshalb die Gorillas am Mt. Tshiaberimu. Anhand von Blut- und Speichelproben sowie Haut- und Stuhlproben eines Tieres sollten Informationen zum Gesundheitszustand der Population gewonnen und die genaue genetische Verwandtschaft zu anderen Grauer- und den Berggorillas untersucht werden. Um die Proben zu entnehmen, wurde der 10-jährige Schwarzrückenmann Mukokya betäubt. Nach dem Aufwachen gesellte er sich ohne Zwischenfälle wieder zu seiner vierköpfigen Gruppe.

Bei 4 in der Vergangenheit tot aufgefundenen Mt.-Tshiaberimu-Gorillas hatte die MGVP-Pathologin Linda Lowenstein Leberschäden diagnostiziert. "Möglicherweise haben die Tiere, nachdem sie sich zum Schutz vor menschlichen Übergriffen in größere Höhen zurückgezogen hatten, etwas gefressen, was sie normalerweise nicht fressen, etwa Senecio, das gefährliche Alkaloide enthält", vermutet sie. Auch zeigten die vier toten Gorillas Herzveränderungen, wie sie durch Bluthochdruck hervorgerufen werden. Ähnliche Symptome hatte die Pathologin schon bei Berggorillas diagnostiziert, allerdings nur schwach ausgeprägt. Die Proben von Mukokya werden deshalb auch auf Herz- und Leberschäden untersucht.

Durch ihre Untersuchungen wollen die Tierärzte klären, was zum plötzlichen Rückgang der Population geführt hat und woher die Leberprobleme kommen. "Wenn wir die taxonomischen Zusammenhänge besser verstehen, können wir zudem einen umfassenden Managementplan für die Population entwickeln", erklärte MGVP-Direktor Mike Cranfield. Genetische Analysen sollen zeigen, ob die Population als eigene Gorilla-Unterart betrachtet werden kann. Frühestens in 6 Monaten ist mit ersten Ergebnissen zu rechnen. Das ICCN und seine Partner setzen sich dafür ein, die Zukunft dieser einzigartigen und besonders bedrohten Gorillapopulation zu sichern.

Jessica Burbridge