Das Netzwerk wächst

Kategorien: Ausgabe 45, Bestandsaufnahme, Schutzmaßnahmen, Kamerun, Mone, Mbulu, Cross-River-Gorillas, Gorilla Journal

Der Chef von Takpe empfängt die WCS-Mitarbeiter.

Der Chef von Takpe empfängt die WCS-Mitarbeiter. (© WCS-Takamanda-Mone Landscape Project)

Die Zahl der Cross-River-Gorillas im Grenzgebiet von Nigeria und Kamerun wird auf weniger als 250 geschätzt. Seit 2008 gibt es in Kamerun zwei Schutzgebiete für sie - den Takamanda-Nationalpark und das Kagwene-Reservat -, doch die Hälfte der Population lebt in ungeschützten Wäldern.

Der Schutz dieser Gorillas gestaltet sich in der Praxis schwierig. Zum einen sind die Verbreitungsgebiete schwer zugänglich, zum anderen fehlen der Regierung die Mittel für umfassende Schutzmaßnahmen. 2008 wurde daher die Idee zu einem kommunalen Monitoring-Netzwerk, den "Gorilla Guardians" (Gorillahüter), geboren. Mit seiner Hilfe soll die Bevölkerung in den Gorillaschutz eingebunden werden. Das Projekt richtete sich zunächst auf 6 Kommunen, in deren Wäldern ungeschützte Gorillagruppen leben; die lokalen Eliten der Dörfer mussten gewonnen werden. Darüber hinaus sollten in Zusammenarbeit mit Jägern Daten über Verbreitung und Gefährdung der Gorillas gesammelt werden. Mit diesen Informationen entwickelte man Maßnahmen zum Gorilla­schutz und zur Umweltbildung der Bevölkerung.

Jede beteiligte Gemeinde bestimmt einen Gorilla Guardian, der das Monitoring der Gorillas sowie illegaler Aktivitäten überwacht. Dazu erhält er ein umfangreiches Training zu Ökologie, Nest-Identifizierung, Monitoring, Datenerfassung und Naturschutzgesetzen. Er dient als Bindeglied zwischen seiner Gemeinde und den lokalen Naturschutzbehörden, er formt ein Informationsnetzwerk und fördert das Bewusstsein für den Gorillaschutz.

Das Projekt nahm 2009 mit der Auswahl und der Ausbildung der ersten 6 Gorilla Guardians seine Arbeit auf. Die beteiligten Gemeinden grenzen an drei wichtige Gorillabestände: Mbulu-Wald, nördlicher Mone-Wald und und Mawambi Hills. 2011 wurde das Projekt auf zwei weitere Kommunen ausgedehnt, um eine kritische Lücke zwischen den Waldgebieten zu schließen. Seit März 2012 sind hier zwei neue Gorilla Guardians im Amt. Ein weiteres Dorf soll bald in das Netzwerk aufgenommen und ein weiterer Gorilla Guardian ausgewählt werden.

Anhand der Nestzählungen zwischen Januar 2009 und Juni 2012 und dank der Beobachtungen der Jäger können wir heute die Zahlen der Gorillas und ihre Verbreitung genauer schätzen: Danach leben 14 Gorillas im Mbulu-Wald, 29 im Mone-Waldreservat und 22 auf den Mawambi Hills. Die Gorillas hielten sich auch in Gebieten auf, in denen wir sie früher nicht beobachtet hatten. Weitere Studien sollen nun klären, ob es sich um vorübergehende Bewegungen handelt oder ob die Gorillas wieder in Wälder zurückkehren, in denen sie schon früher gelebt haben.

Das Gorilla-Guardian-Netzwerk hat sich als wirksames und kostengünstiges Mittel zur Überwachung schwer zugänglicher Gorillapopulationen erwiesen. Im Mai 2012 stellten wir einen Mitarbeiter ein, der sich um Umweltbildung kümmert und in den Gemeinden und Schulen elementare Kenntnisse zum Gorillaschutz vermitteln soll. Die Gorilla Guardians wollen sich zudem gegenseitig bei der Entwicklung und der Verbreitung von Informationen zum Naturschutz in ihren Gemeinden unterstützen.

Das erfreulichste Ergebnis unserer Bemühungen: Seit dem Beginn des Projekts wurden nach unserem Wissen keine Cross-River-Gorillas mehr gejagt! Damit ist es uns also hoffentlich gelungen, ein Programm zu entwickeln, bei dem die lokalen Gemeinden aktiv an den Schutzmaßnahmen beteiligt sind.

Chris Jameson