Gorillas und Regenwald-Ökologie

Kategorien: Cross-River-Gorillas, Mbe, Afi, Cross-River-Nationalpark, Nigeria, Ökologie, Regenwald, Bushmeat, Ausgabe 47, Gorilla Journal

Blick auf das Bumaji-Tal im Okwangwo-Teil des Cross-River-Nationalparks (© Patrik Norberg)

Welche Auswirkungen hat die Jagd auf große Säugetiere und ihr Verschwinden auf die Artengemeinschaft des Regenwalds? Dies haben wir in zwei Studien im Cross-River-Gebiet Nigerias untersucht.

Wir verglichen, wie sich Artengemeinschaften in bejagten und geschützten Waldgebieten zusammensetzten. In bejagten Gebieten waren die Populatio­nen wichtiger Samenverbreiter wie der Cross-River-Gorillas stark reduziert, während die Anzahl der samenfressenden Säugetiere zunahm. Bei den Vögeln stellten wir keine Unterschiede fest.

In den geschützten Wäldern dominierten Sämlinge von Pflanzenarten, die durch Primaten verbreitet werden, in den bejagten Gebieten dagegen Sämlinge solcher Arten, deren Verbreitung nicht durch Tiere erfolgt. Der Unterschied lässt sich durch die Abnahme der Primaten und die Zunahme von Samenfressern wie Nagern erklären. Große Primaten gehören zu den wichtigsten Fruchtfressern in afrikani­schen Wäldern. Sie spielen eine große Rolle als Verbreiter von Pflanzen mit großen Samen, in manchen Fällen sind sie vermutlich die einzigen Verbreiter.

In einer zweiten Untersuchung wollten wir herausfinden, ob ein Fehlen der Primaten durch andere Fruchtfresser wie große Vögel oder Nager kompensiert werden kann. Dazu verglichen wir drei Waldgebiete in Südost-Nigeria: den Okwangwo-Teil des Cross-River-Nationalparks, das Mbe Mountain Community Wildlife Sanctuary und das Afi Mountain Wildlife Sanctuary. In den Jahren 2009 bis 2011 zählten wir dort tagaktive Säugetiere und Vögel, ältere Bäume und junge Bäume (unter 1 m Höhe).

Die Artengemeinschaften in bejagten und geschützten Gebieten unterschieden sich auffällig. In den bejagten Gebieten waren die Affenpopulationen stark reduziert; in geschützten Gebieten kamen dreimal so viele Gruppen großer Primaten und doppelt so viele kleinere Primaten vor. Die Auswirkungen auf andere Säugetiere waren beachtlich: In den Jagdgebieten gab es 14-mal so viele Nagergruppen und doppelt so viele Huftiere wie in den geschützten Gebieten. Die Artenzusammensetzung der Vögel zeigte dagegen keinen Unterschied.

Ebenso wie in der ersten Studie war die Zusammensetzung der Pflanzensämlinge in den bejagten Gebieten stark verändert. In geschützten Gebieten dominierten Sämlinge von Pflanzen mit großen Früchten und Samen, die von Primaten gefressen und verteilt werden. Das Artenspektrum entspricht dem der älteren Bäume. In den bejagten Gebieten dominierten die Arten, deren Samen von anderen Tierarten oder nicht von Tieren verbreitet werden.

Die Ergebnisse unserer Studien zeigen, dass ein Verschwinden der Primaten die Artenvielfalt des Walds reduziert. Weder Vögel noch andere Säugetiere können dies kompensieren und die Rolle der Prima­ten als Samenverbreiter übernehmen.

Edu O. Effiom und Ola Olsson