Gorillas in Tofala

Kategorien: Gorilla Journal, Ausgabe 54, Bestandsaufnahme, Ökologie, Kamerun, Tofala Hills (Bechati-Fossimondi-Besali), Cross-River-Gorillas

Blick über die mit Regenwald bedeckten Tofala-Berge (© Sebastian Linnarz)

Das Tofala Hill Wildlife Sanctuary wurde im September 2014 als Schutzgebiet ausgewiesen. Dass dort Gorillas leben, entdeckten Ornithologen bei einer Erkundung im Jahr 2004; sie gingen damals von 20 bis 30 Individuen aus. Es ist die südöstlichste Population der Cross-River-Gorillas.

Das Schutzgebiet erstreckt sich über ca. 8000 ha mit Höhenlagen zwischen 250 und 1900 m; ab 1400 m geht der tropische Regenwald in Bergwald über. Von 2014 bis 2016 fanden während der Trockenzeit 12 zweiwöchige Expeditionen statt; dabei wurden leider keine Gorillas gesichtet, wir mussten uns auf eine Untersuchung ihrer Schlafnester und des hinterlassenen Kots beschränken. Wir fanden 52 Nester, verteilt auf 31 Schlafplätze, die hauptsächlich an für Menschen schwer zugänglichen Steilhängen lagen. Die Anzahl der Nester pro Schlafplatz variierte von 1 bis 3. In dem Gebiet dürfte also keine Gruppe mehr als 3 Mitglieder umfassen.

Die Gorillas in Tofala ernähren sich hauptsächlich von krautigen Pflanzen; Früchte bilden 22,5 % ihrer Nahrung, wobei Unterschiede in der Regenzeit möglich sind. Sehr häufig nutzen sie illegal im Wald angelegte Felder, vor allem das Mark von Bananenstauden ist beliebt. Die Ausbreitung dieser Felder (seit Januar 2014 entstanden allein 77 neue) ins Schutzgebiet hinein bedroht den Lebensraum der Gorillas. Ein Problem dabei ist, dass die Grenzen des Tofala-Reservats bis heute nicht eindeutig markiert sind.

Da im Umkreis des Reservats zehn Dörfer liegen, ist es nicht verwunderlich, dass dort auch gejagt wird; davon zeugen Patronenhülsen und Schlingen. In Gesprächen mit Dorfbewohnern stellte sich heraus, dass vor allem Jäger aus den östlichen Siedlungen bei Gelegenheit auch Gorillas töten würden. Im März 2013 wurde ein Silberrücken, der das Schutzgebiet verlassen hatte und sich dem Dorf ­Pinyin näherte, von einer aufgebrachten Menschenmenge getötet.

Doch wie viele Gorillas gibt es noch in Tofala? Zwischen Januar und April 2016 installierten wir Kamerafallen, die Aufnahmen zeigten jedoch keine Gorillas. Es gibt lediglich ein Foto eines Gorillas von 2014, dazu Berichte, dass 2014 und 2015 ein bzw. zwei Tiere gesehen wurden. Nach unseren Berechnungen leben in Tofala wahrscheinlich nur 2-4 Individuen. Die Population droht innerhalb von 10 bis 20 Jahren zu erlöschen, denn das - wohl zu spät eingerichtete - Schutzgebiet liegt weitab vom Lebensraum der anderen Cross-River-Gorillas. Hoffnung macht allein, dass zur nächsten Population im Mone-Gebiet ein Waldkorridor existiert, der jedoch gefährdet ist.

Sebastian Linnarz

ERuDeF (Environment and Rural Development Foundation): kamerunische Nichtregierungsorganisation für Umweltschutz und ländliche Entwicklung in der Region Lebialem