Wenn Gorillas dichter zusammenleben

Kategorien: Ausgabe 62, Gorillagruppen, Gorillagruppen, Ökologie, Verhalten, Ruanda, Vulkan-Nationalpark, Berggorillas

Umubano-Gruppe (© Wolfram Rietschel)

In den letzten vier Jahrzehnten nahm die Zahl der Berggorillas in den Virungas stetig zu, während sich die Fläche ihres Lebensraumes nicht veränderte. Dadurch stieg die Gorilladichte. Damien Caillaud und seine Kollegen wollten anhand des DFGF-Datenbestands herausfinden, welchen Effekt diese Veränderung auf die Gorillas hatte. Sie interessierten sich dabei besonders für die Auswirkungen auf das Sozialverhalten und das Populationswachstum zwischen 2000 und 2017. Es zeigte sich, dass das Sozialverhalten die Populationsdynamik stärker beeinflusste als ökologische Faktoren wie die Konkurrenz um Nahrung.

Im Jahr 2007 nahm die Gorillapopulation in einem Teil des ruandischen Vulkan-Nationalparks sprunghaft zu. Die Zahl der Gruppen und der solitären Silberrückenmänner stieg auf das Zwei- bis Dreifache. Im gleichen Zeitraum verdreifachten sich die gewaltsamen Zusammenstöße zwischen den sozialen Einheiten. Bei den aggressiven Auseinandersetzungen starben zwischen 2007 und 2017 sieben Männer, während im ersten Untersuchungszeitraum nur einer tödlich verletzt wurde.

Bei solchen Konflikten wechseln weibliche Gorillas häufig zu anderen Männern. Diese Transfers waren zwischen 2007 und 2017 zehnmal häufiger als von 2000 bis 2006. Wird dabei ein Säugling mitgenommen, töten die neuen Silberrücken in der Regel den Nachwuchs. Die Infantizide stiegen im Zeitraum ab 2007 um das 4,5-Fache und drückten das jährliche Populationswachstum von den üblichen rund 5 % im Jahr 2000 auf 2,37 % im Jahr 2017. Die Kindstötungen halbierten damit die Wachstumsrate.

Die höhere Populationsdichte könnte sich aber auch noch durch andere Faktoren wie Stress und Krankheiten negativ ausgewirkt haben. So erhöhen aggressive Auseinandersetzungen den Stress der Tiere und häufigere Kontakte zwischen den sozialen Einheiten fördern die Übertragung von Krankheiten. Die Untersuchungen belegen damit einen Zusammenhang zwischen Populationsdichte und Sozialverhalten.

Zusammenfassung folgender Veröffentlichung:
Caillaud, D., Eckardt, W., Vecellio, V., Ndagijimana, F., Mucyo, J.-P., Hirwa, J. P. & Stoinski, T. (2020): Violent encounters between social units hinder the growth of a high-density mountain gorilla population. Science Advances 6, eaba0724