Wachstum der Berggorilla-Population

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Überlebensrate der Gorillas (bis zum Alter von 3,5 Jahren) im Lauf der Jahrzehnte. Totgeburten sind nicht berücksichtigt. (© Robin Morrison)

Der Schutz der Berggorillas ist eine seltene Erfolgsgeschichte. Anfang der 80er-Jahre war die Unterart von Ausrottung bedroht, doch dank des Engagements der Regierungen von Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo sowie von Organisationen wie dem Dian Fossey Gorilla Fund (DFGF) nimmt ihre Zahl stetig zu.

Bis Anfang der 2000er-Jahre wuchsen viele der habituierten Gruppen in Ruanda erheblich. Die Zahl der Gorillagruppen blieb zwar stabil, doch die einzelnen Gruppen hatten mehr Mitglieder. Ab 2007 änderte sich dies: Die Zahl der Gruppen verdreifachte sich in kurzer Zeit, da junge Männer abwanderten und eigene Familien gründeten. So kam es zu stärkeren Überschneidungen der Streifgebiete und zu häufigeren Begegnungen. Sie können friedlich ablaufen, aber auch aggressiv, gelegentlich mit tödlichem Ausgang, insbesondere für leitende Silberrückenmänner und für Jungtiere. Eine Studie von 2020 hatte ergeben, dass die Zunahme der Interaktionen die Sterblichkeit bei Männern und Säuglingen erhöhte und so zu einer Verlangsamung des Populationswachstums führte.

Nun wurde eine neue Studie veröffentlicht, für die Daten aus über 50 Jahren ausgewertet wurden. Dabei stellte sich heraus, dass auch andere Faktoren eine Rolle für die Entwicklung des Gorillabestands spielen. Häufigere Begegnungen bieten den Frauen mehr Gelegenheit, die Gruppe zu wechseln, und das wirkt sich auf ihre Fortpflanzung aus.

Normalerweise liegen Geburten etwa 4 Jahre auseinander, ein einmaliger Gruppenwechsel verlängert das Intervall um fast 8 Monate, mehrfache Gruppenwechsel um 18 Monate. Zwar entscheiden die Frauen selbst, in welcher Gruppe sie leben wollen, sie wechseln aber meist nur, wenn es zu Begegnungen kommt.

In jüngster Zeit konnten sich die beobachteten Gruppen wieder über ein größeres Gebiet ausbreiten; sowohl die Sterberate bei den Jungtieren als auch die Häufigkeit von Gruppenwechseln der Frauen näherten sich den Zahlen der 80er- und 90er-Jahre an. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass nicht nur äußere Faktoren wie der Klimawandel oder Wilderei die Populationsentwicklung beeinflussen. In jedem Fall gilt es, im Sinne einer längerfristigen Erhaltungsstrategie wirksame Maßnahmen für eine wachsende Population in einem begrenzten, wenn nicht gar schrumpfenden Lebensraum zu planen.

Robin Morrison

Originalveröffentlichung:

Morrison, R. E., Hirwa, J. P., Ndagijimana, F., Vecellio, V., Eckardt, W., Stoinski, T. S. (2022): Cascading effects of social dynamics on the reproduction, survival, and population growth of mountain gorilla. Journal of Animal Conservation. doi.org/10.1111/acv.12830