Covid-19 und die Berggorillas

Kategorien: Ausgabe 64, Tourismus, Krankheiten, Berggorillas

Anzahl der Berggorilla-Gruppen im Vulkan-Nationalpark, Ruanda, bei denen in den Jahren 2015-2021 Atemwegserkrankungen festgestellt wurden (© Gorilla Doctors)

Atemwegserkrankungen sind bei den Berggorillas in Ruanda seit Beginn der Covid-19-Pandemie zurückgegangen. Das berichten Kirsten Gilardi von den Gorilla Doctors und Prosper Uwingeli (RDB) in der Zeitschrift Nature. Dass Gorillas sich mit menschlichen Infektionskrankheiten anstecken können, ist bekannt. Solche von Menschen übertragene Atemwegserkrankungen sind bei den habituierten Gruppen die zweithäufigste Todesursache.

In den fünf Jahren vor dem März 2020 wurden bei den Gorillas im Vulkan-Nationalpark im Schnitt jährlich 5,4 Fälle von Atemwegserkrankungen registriert. Zwischen März 2020 und Dezember 2021 sank dieser Wert auf 1,6. Der Erreger von SARS-CoV-2 wurde bislang bei keinem Berggorilla mit Atemwegsproblemen nachgewiesen.

Diese Abnahme geht zum einen darauf zurück, dass weniger Menschen in die Nähe der Gorillas kamen, und zum anderen auf zusätzliche Schutzmaßnahmen, die die Übertragung von Viren verhindern sollten. Kirsten Gilardi meint dazu: "Das frühzeitige entschlossene Handeln der Parkbehörden zum Schutz der Berggorillas hat sich als wirksam erwiesen."

Die ergriffenen Maßnahmen entsprechen den IUCN-Leitlinien zum Gesundheitsmanagement von Menschenaffen, in denen es heißt: "Krankheitsvorbeugung soll oberste Priorität haben […] Programme sollen sich auf die Überwachung von Gesundheitsparametern und die entsprechende Anpassung menschlicher Aktivitäten konzentrieren."

Als die Pandemie anfing, stellte man den Gorillatourismus zunächst ein; später wurde angeordnet, dass bei Besuchen der Gorillas grundsätzlich Mund-Nase-Bedeckungen zu tragen sind und ein Mindestabstand von 10 m (vorher waren es 7 m) zu den Tieren einzuhalten ist.

Der für die Gorilla Doctors tätige Tiermediziner Jean Bosco Noheri nennt weitere Faktoren, deren Einfluss auf die Häufigkeit der Erkrankungen noch zu untersuchen ist, darunter die Virus-Pathogenität, die Dynamik innerhalb der Gorillagruppen und die Witterungsverhältnisse.

In jedem Fall untermauern die vorliegenden Ergebnisse die Notwendigkeit von Maßnahmen, die die Übertragung von Krankheiten von Menschen auf Menschenaffen verhindern. Besonders angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante und der Wiederaufnahme des Gorillatourismus empfehlen die Gorilla Doctors und das RDB, die derzeit geltenden Regeln dauerhaft festzuschreiben.

Zusammenfassung eines Blogeintrags der Gorilla Doctors

Originalveröffentlichung
Gilardi, K. & Uwingeli, P. (2022): Keep mountain gorillas free from pandemic virus. Nature 602, 211


Covid-19 bei Zoo-Gorillas
Im Jahr 2021 wurden in den Zoos von San Diego, Prag, Atlanta und Kansas City Gorillas positiv auf Covid-19 getestet, im Februar 2022 kam nun auch der Dallas Zoo hinzu. Obwohl die Tiere keine Symptome zeigten, fielen Tests bei fünf der Gorillas in Dallas positiv aus.
Neben Menschenaffen wurden in Zoos auch schon andere Tiere mit dem Virus infiziert, vor allem Großkatzen