Mit der Temperatur steigt der Durst

Kategorien: Ausgabe 65, Gefahren, Ökologie, Verhalten, Berggorillas

Mitglieder der Bitukura-Gruppe in Bwindi beim Trinken. (© Martha M. Robbins/MPI-EVA)

Der Klimawandel ist in den Medien allgegenwärtig. Die meisten Berichte fokussieren sich auf trockene und gemäßigte Ökosysteme und man denkt nur selten an seine Bedeutung für die Tiere der tropischen Regenwälder. Steigende Temperaturen können die Regenfälle beeinflussen und das Nahrungsangebot ändern. In Uganda und Ruanda stieg die Jahresdurchschnittstemperatur in den letzten 50 Jahren um 2,1 °C, Wetterextreme häufen sich und der Regen fällt weniger saisonal. Diese Tendenzen werden sich in den nächsten Jahren noch verstärken.

Eine Studie untersuchte nun den Zusammenhang von Temperaturen, Regenfällen und dem Trinkverhalten der habituierten Berggorillas in Bwindi und Virunga. Berggorillas trinken normalerweise kaum aus Bächen, Sümpfen oder Pfützen. Flüssigkeit nehmen sie vor allem mit ihrer Nahrung auf, die bis zu 90 % aus Wasser besteht. Es ist allerdings fraglich, ob die Tiere auf diese Weise auch bei steigenden Temperaturen und veränderten Wetterverhältnissen genügend Wasser aufnehmen können.

Die im Zeitraum von 2010 bis 2020 untersuchten 21 Gorillagruppen tranken bei hohen Temperaturen signifikant häufiger Wasser als bei niedrigeren. Ein Zusammenhang mit Niederschlägen fand sich nicht. Die Bwindi-Gorillas tranken an 6 % der Untersuchungstage, die Virunga-Gorillas nur an 0,6 % der Tage. Dieser Unterschied mag mit den geringeren Temperaturen in den höheren Virunga-Bergen zusammenhängen, allerdings ist auch der Wassergehalt der Nahrungspflanzen dort höher.

Die Studie verdeutlicht, wie wichtig offene Gewässer für die Berggorillas sind. Mit steigenden Temperaturen wird dies noch zunehmen. Die Tiere werden künftig wohl mehr Zeit und Mühe aufwenden müssen, um ihren Wasserbedarf zu stillen. Das dürfte sich auf ihr Verhalten auswirken und letztlich Konsequenzen für ihren Schutz haben. So könnte das Risiko steigen, dass sie sich mit Parasiten infizieren, vor allem an Wasserstellen, die auch von lokalen Gemeinden genutzt werden. Außerdem könnten sich ihre Streifgebiete verschieben, da Bäche und Sümpfe nicht gleichmäßig in ihrem Lebensraum verteilt sind und manche periodisch austrocknen.

Wie sich das Trinkverhalten und die Verfügbarkeit von Wasser entwickeln, sollte deshalb genau beobachtet werden. Durch die Erfassung von Wasserquellen in genauen Karten lässt sich nachvollziehen, ob Wasser ein kritischer Faktor wird. Hierfür sind die langjährigen Datensammlungen in beiden Gebieten außerordentlich hilfreich. Sehr wichtig für unsere Studie war die gute Kooperation der Institutionen, die am Zusammentragen und an der Analyse der Daten beteiligt waren.

Martha M. Robbins

Originalveröffentlichung:
Wright, E., Eckardt, W., Refisch, J., Bitariho, R., Grueter, C. C., Ganas-Swaray, J., Stoinski, T. S., Robbins, M. M. (2022): Higher Maximum Temperature Increases the Frequency of Water Drinking in Mountain Gorillas (Gorilla beringei beringei). Frontiers in Conservation Science 3, 738820