Zum ersten Mal wurden Grauergorillas aus einer Auffangstation erfolgreich ausgewildert. Die Gorillas waren aus dem illegalen Wildtierhandel gekommen, konfisziert und in der Auffangstation GRACE (Gorilla Rehabilitation and Conservation Education) Center in Kasuhgo im Osten der Demokratischen Republik Kongo aufgezogen worden. Ausgewildert wurden sie am Mt. Tshiaberimu im Virunga-Nationalpark.

Vor der Auswilderung lebten noch 8 Gorillas am Mt. Tshiaberimu, isoliert von allen anderen Gorillas. Nun hat sich ihre Zahl auf 12 erhöht – und die Gefahr von Inzucht und Aussterben der winzigen Population ist dadurch wesentlich geringer geworden. Mehr als 5 Jahre haben die Vorbereitungen für diese Aktion gedauert; geleitet wurde sie von GRACE, dem Virunga-Nationalpark und lokalen Gemeinden, unterstützt durch die Gorilla Doctors und Re:wild.

Die vier Gorillas kamen zwischen 2010 und 2016 in die GRACE-Auffangstation, wo sie in einer großen Freianlage lebten, in der sie Nahrung suchen, sich als Gruppe organisieren, klettern und spielen konnten. Um die passenden Kandidatinnen zu finden, begutachtete ein Team von GRACE, dem Virunga-Nationalpark und den Gorilla Doctors alle Tiere und wählten Mapendo, Ndjingala, Isangi und Lulingu für die Auswilderung aus. Ausschlaggebend waren dabei ihr Verhalten, ihre Fortpflanzungsfähigkeit und ihre Gesundheit. Das Vorgehen folgte den Best Practice Guidelines der IUCN zur Auswilderung von Menschenaffen.

Nun baute der Virunga-Nationalpark ein spezielles Gehege, in dem die GRACE-Gorillas am Mt. Tshiaberimu während des Eingewöhnungsprozesses leben sollten. Die ausgewählten Gorillas wurden im Oktober 2024 mit dem Hubschrauber vom GRACE Center in den Park geflogen. Sie lebten sich schnell im neuen Gehege ein – aßen und schliefen wie gewohnt – und ihre Gesundheit war stabil. 

Das Gorilla-Monitoring-Team hatte eigentlich erwartet, dass die Eingewöhnung zwischen einigen Monaten und mehreren Jahren dauern würde; der Berg Tshiaberimu ist recht hoch, und sie wussten nicht, wie schnell die Gorillas sich auf die kältere Umgebung und die neue Nahrung umstellen würden.

Ende November 2024 kam der wilde Silberrückenmann Mwasa erstmals an den Zaun des Geheges mit den vier Gorillafrauen. Mehrere Tage hintereinander kam er wieder und zeigte sein Interesse an ihnen, indem er auf den Boden schlug, die Imponierhaltung einnahm und bestimmte Laute äußerte – das normale Verhalten eines Silberrückens. Die Frauen zeigten ebenfalls Verhaltensweisen, mit denen sie ihr Interesse bekundeten, sie hielten sich in seinem Blickfeld auf, antworteten auf seine Rufe und schliefen sogar außerhalb ihres Innengeheges, um näher bei ihm zu sein. 

Nachdem das Gorilla-Monitoring-Team alles mehrere Tage genau beobachtet hatte, entschieden die Mitarbeiter, dass es am besten für die Gorillas wäre, dass sie ihre Zeit zusammen verbringen würden. Am 3. December 2024 verließen Isangi, Lulingu, Mapendo und Ndjingala freiwillig das Gehege und schlossen sich Mwasa an. 

Das Verhalten aller vier Frauen stimmt das Monitoring-Team vorsichtig optimistisch für ihre Zukunft im Freiland. Sie ernähren sich gut, können inzwischen gut Nester bauen, ihr Fell ist dicht und glänzend und sie sehen wohlgenährt aus. Mwasa und die Frauen verbringen die einen großen Teil ihrer Zeit zusammen und Paarungen wurden beobachtet.

Fast 400 Personen waren an diesem Projekt beteiligt und nahmen an Diskussionen über die Auswilderung der Gorillas teil, über 50 Gemeindemitglieder besuchten die GRACE-Auffangstation in Kasugho, 20000 Menschen kamen zu Naturschutz-Veranstaltungen in den Gemeinden. GRACE bildete 6 Pfleger aus den Gemeinden im Umfeld des Mt. Tshiaberimu aus, zu denen auch ein traditioneller Chef gehörte; sie verstärkten das Gorilla-Monitoring-Team, das die Gorillas im Freiland regelmäßig besucht und beobachtet.

Zusammenfassung der gemeinsamen Pressemeldung von GRACE, dem Virunga-Nationalpark, Gorilla Doctors, Re:wild, ICCN

Beitrag von GRACE

Beitrag von Re:wild

Beitrag der Gorilla Doctors