Fährtenleser allein auf Patrouille

Kategorien: Ausgabe 63, Erfolge, Konflikte, Schutzmaßnahmen, D. R. Kongo, Sarambwe, Berggorillas

Kühe, die zum Weiden ins Sarambwe-Reservat getrieben wurden (© Getride Nzanzu)

Die Kontrolle der Schutzgebiete in der Demokratischen Republik Kongo ist eigentlich die Aufgabe der Wildhüter des ICCN. Sie sind bewaffnet und haben das Recht, sich bei einem Angriff zu verteidigen. Sie dürfen Wilderer festnehmen und sie der Gerichtsbarkeit übergeben.

Am 10. Oktober 2020 kam bei einem Angriff auf den Patrouillenposten in Sarambwe ein Wildhüter ums Leben; wir haben im Gorilla-Journal 61 darüber berichtet. Daraufhin wurden die Wildhüter und die dort stationierten Soldaten abgezogen. Sofort nach ihrem Rückzug nahmen die illegalen Aktivitäten im Schutzgebiet stark zu.

Mehr als 10 Jahre lang waren Teile der ugandischen Bevölkerung immer wieder ins Sarambwe-Reservat eingedrungen, um die natürlichen Ressourcen zu nutzen. Erst im Jahr 2019 konnte die gemeinsame Festlegung der Grenze zwischen Kongo und Uganda und deren deutliche Markierung den illegalen Aktivitäten im Reservat ein Ende setzen. Aber 2020, ohne Kontrollen durch Wildhüter, begann die Ausbeutung des Reservats erneut: Waldflächen wurden gerodet, um Felder anzulegen, Vieh wurde ins Schutzgebiet getrieben und Fallen wurden ausgelegt. Viele Menschen versuchten so schnell wie möglich von der Situation zu profitieren.

Die Fährtenleser entschieden, trotz des hohen Sicherheitsrisikos zu bleiben und ihre Patrouillen fortzusetzen. Und tatsächlich gelang ihnen die Herkulesaufgabe. Dank ihres Engagements konnten illegale Aktivitäten wie Holzgewinnung, die Jagd mit Hunden und das Anlegen von Feldern im Sarambwe-Reservat gestoppt werden.

Zwischen Januar und September 2021 durchstreiften die Fährtenleser, in zwei Teams aufgeteilt, einmal pro Woche das gesamte Reservat. So kamen 270 Patrouillen und 189 Stunden zusammen. Folgende Wildtierarten wurden dabei beobachtetet:

Spuren von Gorillas fanden sich in allen neun Monaten. Von Januar bis April hielten sich zwischen 18 und 23 Gorillas im Reservat auf, von Mai bis September waren es 20 Gorillas aus 3 Gruppen mit 3, 6 und 10 Mitgliedern sowie ein Einzelgänger.

An anderen Primaten wurden Kongo-Weißnasenmeerkatzen, Guerezas, Paviane, Schimpansen und Diademmeerkatzen beobachtet. Am häufigsten waren mit 12-25 Sichtungen im Monat die Kongo-Weißnasen, deren Gruppengröße zwischen 6 und 36 Tieren variierte. An zweiter Stelle standen Paviane mit 9 16 Beobachtungen im Monat und Gruppengrößen von 3 bis 36 Tieren. Es folgten Guerezas mit 6-14 Beobachtungen und Gruppengrößen von 4 bis 44 Tieren. Schimpansen wurden in 1-2 Gruppen mit 6 Mitgliedern, einer Gruppe mit 8 Mitgliedern und einer mit 12 Mitgliedern beobachtet.

In den Monaten Januar, Mai, Juni, Juli und September hielten sich jeweils 1-3 Elefanten in Sarambwe auf. Außerdem fanden die Fährtenleser Pinselohrschweine und Ducker.

Illegale Aktivitäten finden vor allem am Rand des Reservats statt, an der Grenze zwischen Kongo und Uganda; es waren vor allem Versuche, im Reservat Ackerbau zu betreiben, Wege anzulegen, Fallen zu stellen und Vieh weiden zu lassen. Zwischen Januar und August gab es nur wenige illegale Aktivitäten, im September nahmen sie allerdings zu. Die Fährtenleser zerstörten bereits angelegte oder vorbereitete Felder, fingen Ziegen ein und gaben sie erst nach Aufklärung ihren Besitzern zurück. Ein Wilderer wurde festgehalten und der Behörde in Kisharu übergeben. Die Fährtenleser suchten auch das Gespräch mit den lokalen Chefs in Uganda und Vertretern des Militärs, um sie für den Schutz des Sarambwe-Reservats zu sensibilisieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fährtenleser es geschafft haben - ohne Begleitung durch Wildhüter oder Militär, ohne Schusswaffen -, den Schutz des Sarambwe-Reservats vorerst zu sichern.

Claude Sikubwabo Kiyengo